Nach dem jüngsten Sprung auf den höchsten
Stand seit dem Corona-Crash hat es dem Dax am
Donnerstag wieder an neuem Schwung gemangelt. Eine Reihe
erfreulicher Quartalsberichte sorgte zwar erst für gute Stimmung,
infolge eines schwächeren Starts an den US-Börsen konnte der
Leitindex aber keine Gewinne über die Ziellinie retten.
Am Ende gab der Dax denkbar knapp um 0,01 Prozent auf 13 103,39
Punkte nach. Er verteidigte so aber hauchdünn die Marke von 13 100
Punkten. Der MDax der mittelgroßen deutschen Werte
fiel etwas deutlicher um 0,29 Prozent auf 27 311,54 Zähler.
"Der Dax kommt vorerst nicht weiter", sagte Marktexperte Jochen
Stanzl vom Broker CMC Markets. Am Dienstag hatte das deutsche
Kursbarometer erstmals wieder das Niveau von Ende Februar erreicht,
als der Corona-Crash einsetzte. Seither mangelt es aber an neuen
Impulsen. Eher macht sich unter den Anlegern wieder Unsicherheit
breit - wie es am Markt heißt, wegen steigender weltweiter
Virus-Infektionszahlen, aber auch wegen anhaltender Spannungen im
US-chinesischen Handelskonflikt.
Stanzl verwies als guter Indikator dieser Unsicherheit auf den
kräftig steigenden Goldpreis. Anleger, die "dem Braten nicht mehr so
ganz trauen", griffen offenbar auch zum Gold als sicherer Gegenpol
zum Engagement am Aktienmarkt. Als Ursache dafür, dass Aktien und
Gold derzeit ein gleichzeitig hohes Niveau erreichen, sieht der
Experte die hohe Liquidität. "Die Flut des billigen Geldes hebt an
der Börse gerade alle Boote", so Stanzl.
Die Zurückhaltung zeigte sich am Donnerstag auch international.
Während sich der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
immerhin knapp im Plus über die Ziellinie rettete, lag der Dow Jones
Industrial in New York zum hiesigen Handelsschluss
mit 0,3 Prozent im Minus. In Paris und London gingen die Leitindizes
bei gemischten Vorzeichen nur wenig verändert aus dem Handel.
Einen überzeugenden Quartalsbericht gab es am Donnerstag vom
Autobauer Daimler . Zur Vorlage endgültiger Zahlen gab
Vorstandschef Ola Källenius einen zuversichtlichen Ausblick auf 2020
und bekräftigte seine jüngsten Aussagen, noch mehr als bisher
angekündigt sparen zu wollen. Mit einem Anstieg um 4,3 Prozent
prägten Daimler nicht nur den Dax, sondern auch das allgemein starke
Sektorumfeld.
Die Papiere des Konkurrenten BMW folgen dem mit einem
Anstieg um zwei Prozent. Die US-Bank Citigroup blickt nun etwas
positiver auf einige Sektorwerte, darunter neben Daimler auch die
Münchener. Die US-Bank rechnet im zweiten Halbjahr mit
Nachholeffekten bei der Autonachfrage. Den Zulieferer Hella
empfehlen die Citigroup-Experten nun sogar zum Kauf,
hier ging es für die Papiere um vier Prozent hoch.
Die Papiere von Covestro profitierten unterdessen mit
einem Abschlag von 1,2 Prozent nicht von den vorgelegten
detaillierten Zahlen des Kunststoffkonzerns. Besser erging es
wiederum den vier Prozent höheren Papieren des Stahlkonzerns
Salzgitter , der nach besser als befürchteten
Halbjahreszahlen etwas weniger pessimistisch auf das Gesamtjahr
blickt.
Im SDax sprangen die Anteilsscheine von Jungheinrich
als Spitzenreiter um 15 Prozent auf das höchste
Niveau seit Mitte Dezember. Die Halbjahreszahlen sowie die Aussagen
des Herstellers von Flurförderzeugen zum Gesamtjahr überzeugten.
Aixtron dagegen waren im SDax mit einem Kursrutsch um
fast acht Prozent das Schlusslicht. Hier hieß es, ein starker
Auftragseingang im zweiten Quartal sei bereits erwartet und im Kurs
vorweg genommen worden. Insofern war am Markt von Gewinnmitnahmen
die Rede.
Der Euro festigte sein Zweijahreshoch über der Marke
von 1,16 Dollar, indem er zuletzt mit 1,1620 Dollar gehandelt wurde.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
zwischenzeitlich auf 1,1569 (Mittwoch: 1,1578) US-Dollar
festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8644 (0,8637) Euro.
Deutsche Bundesanleihen waren überwiegend gefragt, der Rentenindex
Rex stieg um 0,07 Prozent auf 145,51 Punkte. Die
Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,49 Prozent auf minus 0,51
Prozent. Der Bund-Future gab um 0,06 Prozent auf
176,68 Punkte nach./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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AXC0330 2020-07-23/18:11
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