Belastet von anhaltenden Gewinnmitnahmen nach
der jüngsten Erholungsrally hat der deutsche Aktienmarkt zur
Wochenmitte schwächer geschlossen. Die Aufmerksamkeit der Anleger
richtete sich auf die weltweit steigenden
Coronavirus-Infektionszahlen, nachdem viele Anleger die damit
verbundenen Risiken für die Wirtschaft zuletzt teils ausgeblendet
hatten. Die USA etwa erreichten mit rund 60 000 Infektionen binnen
24 Stunden einen Höchststand an Neuinfizierten.
Der Dax weitete seine über weite Strecken moderaten
Verluste im späten Handel aufgrund einer nachgebenden Wall Street
aus und fiel unter die als Unterstützungszone geltende Marke von 12
500 Punkten. Letztlich büßte der deutsche Leitindex 0,97 Prozent auf
12 494,81 Punkte ein, nachdem er am Dienstag einen ähnlich hohen
Verlust verzeichnet hatte. Der MDax der mittelgroßen
Börsenwerte schloss am Mittwoch 0,56 Prozent tiefer bei 26 758,99
Punkte.
Der EuroStoxx 50 fiel um 1,07 Prozent auf 3286,09
Punkten. Der Cac 40 in Paris verbuchte ein Minus von
rund 1,2 Prozent, der FTSE 100 in London büßte rund
0,6 Prozent ein. In New York stand der Dow Jones Industrial
zum europäischen Handelsschluss um rund 0,1 Prozent
höher.
Unter den Einzelwerten stemmten sich die Aktien der Deutschen Post
gegen die Negativtendenz am Gesamtmarkt und stiegen
um rund 0,7 Prozent. Der Logistikkonzern blickt nach einem
Gewinnanstieg im zweiten Quartal wieder zuversichtlicher auf 2020.
Die Post habe von einem starken Onlinehandel sowie Expressgeschäft
profitiert und komme besser durch die Krise als ursprünglich
erwartet, bemerkte Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank.
Bayers milliardenschwerer Vergleich zur Beilegung von
US-Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken von Unkrautvernichtern mit
dem Wirkstoff Glyphosat steht wieder auf der Kippe. Das Unternehmen
teilte am Mittwoch mit, dass der Gerichtsantrag auf eine vorläufige
Zustimmung zu einer Vereinbarung bei künftigen Glyphosat-Klagen
zurückgezogen worden sei. Der Antrag betrifft zwar nur einen Teil
des ausgehandelten Kompromisses, ist jedoch ein entscheidendes
Puzzlestück des großen Vergleichs. Die Bayer-Aktien reagierten aber
nur wenig auf die Nachricht und endeten mit einem Minus von 0,7
Prozent.
Die Papiere des insolvenzbedrohten Zahlungsabwicklers Wirecard
führten derweil auch zur Wochenmitte ein Eigenleben
im Dax und schwankten heftig. Als Schlusslicht im Index schlossen
sie knapp 12 Prozent tiefer.
Die Titel von MTU , die angesichts der massiven
Einschränkungen des Flugverkehrs im Zuge der Corona-Krise zu den
größten Verlierern der Pandemie zählen, fielen um 3,7 Prozent.
Die Anteilsscheine von Fraport sackten auf das
tiefste Niveau seit Mai ab verbilligten sich letztlich um 3,8
Prozent. Nachdem sich bereits am Dienstag die Experten der US-Bank
Goldman Sachs pessimistisch zu den Aktien des Flughafenbetreibers
geäußert hatten, legten nun weitere Häuser nach. Wegen des erlahmten
internationalen Flugverkehrs dürfte Fraport im zweiten Quartal
operativ einen Verlust ausweisen, schrieb Analystin Elodie Rall von
JPMorgan. Das Unternehmen habe die Belastungen nur teilweise durch
niedrigere Kosten wettmachen können.
Ein Vorstandsumbau in der Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen
setzte die Aktien von Traton mit minus
2,7 Prozent unter Verkaufsdruck. Traton-Chef Andreas Renschler sowie
Joachim Drees, Vorstandschef der Tochter MAN , sollen
zum 15. Juli abtreten. NordLB-Analyst Frank Schwope sprach von einem
unerwarteten "Paukenschlag".
Angesichts millionenschwerer Belastungen infolge der Corona-Pandemie
büßten die Aktien der Beteiligungsgesellschaft Indus Holding
3,6 Prozent ein. Die Commerzbank sieht die
Bereinigung unprofitabler Bereiche indes positiv. Weitere
Vollzugsmeldungen zum Umbau könnten eine Neubewertung auslösen.
Zunächst rieten die Experten des Finanzinstituts aber, an der
Seitenlinie abzuwarten.
Der Euro erholte sich im späten europäischen Handel
und notierte zuletzt bei 1,1322 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1286 Dollar
festgesetzt.
Am deutschen Anleihemarkt verharrte der Rentenindex Rex
bei 145,13 Punkten. Die Umlaufrendite fiel von minus
0,46 Prozent am Vortag auf minus 0,47 Prozent. Der Bund-Future
sank um 0,03 Prozent auf 176,12 Punkte./edh/fba
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0288 2020-07-08/18:12
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