FRANKFURT (dpa-AFX) - Der wieder erwachte Konjunkturoptimismus der
Anleger hat den deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss spürbar
angetrieben. Der Dax beschleunigte am Freitag seine
Erholung im Tagesverlauf und schloss letztlich 1,64 Prozent höher
bei 15 578,39 Punkten. Auf Wochensicht konnte der Leitindex damit
ein Plus von rund 2,4 Prozent einfahren. Der MDax der
mittelgroßen Werte gewann am Freitag 1,66 Prozent auf 28 918,65
Zähler.
"Konjunkturhoffnung sticht Zinsangst", schrieb Marktanalyst Jochen
Stanzl vom Handelshaus CMC Markets und verwies unter anderem auf
robuste Stimmungsdaten aus der chinesischen Wirtschaft. Der Dax habe
wieder einmal die Kurve bekommen. Stanzl sprach von einem wichtigen
Vertrauensbeweis in die momentane Stärke des Marktes. Der
Aufwärtstrend sei intakt, obwohl der Anleihemarkt als Alternative zu
Aktien angesichts steigender Zinsen immer attraktiver werde.
Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor Chinas
war im Februar unerwartet gut ausgefallen. Auch im
US-Dienstleistungssektor trübte sich die Stimmung nur leicht ein.
Zudem schwächte sich in der Eurozone der hohe Preisauftrieb auf
Herstellerebene zu Jahresbeginn deutlich ab. "Dadurch verringert
sich der Zinsanhebungsdruck", stellte Marktexperte Andreas Lipkow
fest. Obendrein hatte auch US-Notenbankvertreter Raphael Bostic mit
eher zurückhaltenden Aussagen die Zinssorgen etwas gedämpft.
Die starken Daten aus China beflügelten unter anderem die Autowerte,
für die eine hohe Nachfrage aus Fernost von großer Bedeutung ist.
Volkswagen überzeugte die Anleger außerdem mit einem
optimistischen Absatzziel für 2023 und einer überraschend hohen
Dividende. Die VW-Vorzugsaktien schnellten um 10,6 Prozent nach oben
und belegten die Dax-Spitze. Der europäische Automobilsektor
legte als stärkster der Stoxx-600-Übersicht um 3,6
Prozent zu.
Die Anteilscheine von Lufthansa zogen im MDax um 5,1
Prozent an und notierten zum Wochenschluss erstmals seit 2020 wieder
über zehn Euro. Die Fluggesellschaft erzielte nach zwei
Verlustjahren in der Corona-Krise im Jahr 2022 im Tagesgeschäft
wieder einen Milliardengewinn. Im laufenden Jahr will Vorstandschef
Carsten Spohr den bereinigten operativen Gewinn "deutlich" nach oben
treiben.
Unter den weiteren Gewinnern im MDax legten die Anteilscheine von
Ströer um 2,5 Prozent zu. Der Kölner
Außenwerbespezialist will trotz der getrübten Stimmung auf dem
deutschen Werbemarkt im ersten Quartal weiter zulegen. Eine Prognose
für das Gesamtjahr 2023 gab Ströer jedoch nicht aus.
Einen Kursrutsch von 12,5 Prozent mussten dagegen die Aktionäre von
PVA Tepla verkraften. Die Papiere fielen damit ans
Ende des Nebenwerteindex SDax . Der Gründer und
Hauptanteilseigner des Technologieunternehmens hatte sich von seinem
verbliebenen Aktienpaket getrennt.
Am späteren Abend überprüft die Deutsche Börse turnusgemäß die
Zusammensetzung der Dax-Indizes. Nach dem Aufstieg der Commerzbank
Ende Februar in den Dax dürfte im März auch
Rheinmetall in die erste Börsenliga aufsteigen. Der
Rüstungskonzern könnte Index-Experten zufolge den
Dialysespezialisten FMC aus dem Leitindex verdrängen.
Rheinmetall ging 0,9 Prozent höher aus dem Handel, FMC zog um 2,7
Prozent an.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone schloss
1,28 Prozent höher bei 4294,80 Punkten. Für den französischen Cac 40
ging es um 0,9 Prozent nach oben während der
britische FTSE 100 kaum vom Fleck kam. Der New Yorker
Dow Jones Industrial stieg zuletzt um rund 0,6
Prozent und folgte der Aufwärtsbewegung an den europäischen
Aktienmärkten. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100
ging es angesichts nachlassender Zinssorgen um 1,3
Prozent aufwärts.
Der Kurs des Euro erholte sich etwas von seinen
Vortagesverlusten und notierte zuletzt bei 1,0614 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0615
(Donnerstag: 1,0605) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,9421
(0,9430) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,79 Prozent am Vortag auf
2,74 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22
Prozent auf 123,42 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,24 Prozent auf 131,82 Punkte./niw/he
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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