Dem Dax ist am Mittwoch nach
dem Sprung auf ein Rekordhoch die Luft ausgegangen. In den
vergangenen Tagen hatte es sich abgezeichnet, doch nun ließ der
Leitindex Tatsachen folgen: Früh schraubte er seine bislang vom
Januar 2018 datierende Bestmarke auf 13 640 Punkte nach oben, dann
aber verließ ihn schnell die Kraft. Am Ende gab er um 0,30 Prozent
auf 13 515,75 Punkte nach.
Laut Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank sorgte der in
China aufgetretene Coronavirus am Vortag an den Börsen "nur für
einen kleinen Schnupfen". Präventive Maßnahmen zur Eindämmung des
neuartigen Virus brachten am Mittwoch frischen Rückenwind in Asien,
der im frühen Handel auch hierzulande spürbar war. Anleger bekamen
dann aber kalte Füße. Laut Schickentanz bleibt ein Restrisiko mit
möglichen Gefahren für die Weltwirtschaft.
Auch der MDax konnte seinen Rekord im frühen Handel
nach oben schrauben bis auf 28 885 Punkte. Am Ende schloss der Index
mittelgroßer Werte mit 28 754,12 Punkten aber mit 0,05 Prozent im
Minus. Der Kleinwerte-Index SDax dagegen behauptete
sich moderat im Plus.
Auf gesamteuropäischer Bühne rutschte der EuroStoxx 50
nach einem erneuten Angriff auf die Marke von 3800
Punkten mit dem Dax ins Minus ab. Er verlor am Ende sogar ein halbes
Prozent auf 3769,79 Punkte. Die Leitindizes in London und Paris
gingen ähnlich schwach über die Ziellinie. In New York dagegen
schlug sich der Dow Jones Industrial mit leichten Kursgewinnen
wacker.
Aus charttechnischer Sicht werde sich in den nächsten Tagen zeigen,
ob der Dax mit der jüngsten Aufwärtsbewegung reif sei für den
nächsten Impuls nach oben, schrieben die Experten von Index-Radar.
Der Markt liebäugele schon recht lange und ohne große Rückschläge
mit den alten Rekorden. Das deuteten die Fachleute als frühes Signal
der Stärke. Auf kurze Sicht lägen die nächsten Zielmarken bei 13 700
oder gar 13 900 Punkten.
Bei den Einzelwerten mussten im Dax vor allem Autobauer nach
vorläufigen Geschäftszahlen von Daimler Federn
lassen. Der Stuttgarter Konzern erwartet für 2019 einen
Gewinneinbruch wegen Milliardenlasten aufgrund der Dieselaffäre.
Laut Analyst Frank Schwope von der NordLB verschreckte der neue
Konzernchef Ola Källenius mit der abermaligen Gewinnwarnung die
Anleger. Die Daimler-Aktien büßte am Dax-Ende 2,1 Prozent ein.
Unter die Gewinner im Dax konnte sich unter anderem Infineon
mischen. Der Chiphersteller profitierte von der
global guten Stimmung für Technologieaktien nach starken IBM-Zahlen
aus den USA. Mit einem Anstieg um mehr als 1,4
Prozent waren Infineon letztlich noch vor der Deutschen Börse der
Spitzenreiter.
Die Aktionäre des Batterie-Herstellers Varta mussten
eine weitere kritische Studie der Commerzbank verdauen. Aus Sorge
vor steigendem Konkurrenzdruck wurden die Aktien von Analyst Stephan
Klepp binnen kurzer Zeit zum zweiten Mal abgestuft. Er rät nun dazu,
die Papiere im Depot zu reduzieren. Die Varta-Anteilscheine sackten
im MDax um fast 7 Prozent ab.
Noch düsterer ging es im MDax bei K+S mit einem
Kursrutsch um mehr als 8 Prozent zu. Die Experten der Bank of
Amerika hatten sich negativ zu den Papieren des Salz- und
Düngemittelkonzerns geäußert, dem es an attraktiven Möglichkeiten
mangele, die hohe Verschuldung zu senken. Mit 4,20 Euro riefen sie
ein Kursziel aus, das weniger als die Hälfte des aktuellen Kurses
beträgt.
Besser erging es dem Kupferkonzern Aurubis , der nach
einer Kaufempfehlung des Bankhauses Lampe mit einem Plus von gut 2
Prozent vorne mitmischte im MDax. Im SDax sorgten die Aktien des
IT-Dienstleisters S&T nach Zahlen mit einem
Kurssprung um 11 Prozent für Aufsehen. Analyst Tim Wunderlich von
der Privatbank Hauck & Aufhäuser lobte einen starken Ausblick auf
das Jahr 2020 und erhöhte Mittelfristziele.
Der Euro litt am Mittwoch ein Stück weit unter politischer
Unsicherheit in Italien, wo sich ein Wechsel an der Spitze einer der
Regierungsparteien anbahnt. Der Kurs der Gemeinschaftswährung sank
zuletzt auf 1,1085 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB)
hatte den Referenzkurs auf 1,1088 (Dienstag: 1,1115) US-Dollar
festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9019 (0,8997) Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind zur Wochenmitte gestiegen.
Die Umlaufrendite fiel im Zuge dessen von minus 0,26 Prozent am
Vortag auf minus 0,28 Prozent. Der Rentenindex Rex
legte leicht um 0,04 Prozent auf 143,97 Punkte zu. Der Bund Future
stieg um 0,13 Prozent auf 172,32 Zähler./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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AXC0301 2020-01-22/18:06
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