FRANKFURT (dpa-AFX) - Gestützt von einer überraschend niedrigen Inflation in den USA hat der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte überdurchschnittlich zugelegt. Der Dax stieg nach den Daten am Mittwochnachmittag merklich an und schloss unweit seines Tageshochs mit einem Plus von 1,23 Prozent bei 13 700,93 Punkten. Kurz vor Handelsschluss schrammte er nur knapp an der 100-Tage-Linie vorbei, die als Indikator für den mittelfristigen Trend gilt. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gewann letztlich 2,01 Prozent auf 27 818,28 Zähler.

Auch an den anderen europäischen Börsenplätzen ging es aufwärts: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,91 Prozent auf 3749,35 Punkte. Der französische Leitindex Cac 40 kletterte um 0,5 Prozent nach oben und der britische FTSE 100 um 0,3 Prozent. In New York legte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende um 1,6 Prozent zu.

In den Vereinigten Staaten ließ die Dynamik des Preisanstiegs im Juli stärker als erwartet nach. Die Inflation schwächte sich auf 8,5 Prozent ab, während Volkswirte mit 8,7 Prozent gerechnet hatten. Im Juni hatte die Teuerung in der größten Volkswirtschaft der Welt noch bei 9,1 Prozent gelegen und damit auf dem höchsten Stand seit über 40 Jahren.

"Es gibt gute Chancen, dass der Inflationsgipfel überschritten ist", kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners und sieht eine mögliche "Zeitenwende". Zwar bleibe die Inflation mit 8,5 Prozent hoch, "aber erstmals seit mehr als zwei Jahren legen die Preise im Monatsvergleich nicht zu", und dies sei das entscheidende Signal. Die Chance, dass die US-Notenbank die Leitzinsen im September statt um erwartete 0,75 nur um 0,50 Prozentpunkte anhebe, seien nun gestiegen.

Die auf Hochtouren laufende Berichtssaison ging hierzulande in die nächste Runde. Aus dem Dax legten der Energiekonzern Eon und der Chemikalienhändler Brenntag ihre Zahlenwerke vor. Beide Aktien schwankten im Handelsverlauf zwischen Gewinnen und Verlusten. Brenntag gewannen letztlich 3,3 Prozent und profitierten einem Händler zufolge vor allem von dem noch etwas optimistischer gewordenen Ausblick. Eon büßten hingegen als Dax-Schlusslicht 2,3 Prozent ein.

Im Index der mittelgroßen Werte sackten die zuletzt stark gelaufenen Aktien des Autovermieters Sixt um 7,1 Prozent ab. Die Anleger könnten sich daran gestört haben, dass Sixt sich im Zuge seiner starken Quartalszahlen nicht höhere Jahresziele für das Vorsteuerergebnis gesteckt habe, hieß es am Markt.

Evotec büßten nach einem negativen Anlageurteil von Morgan Stanley am MDax-Ende 8,3 Prozent ein. Analyst James Quigley sprach von verdüsterten Aussichten für die Ergebnisentwicklung des Wirkstoffforschers und senkte sein Anlageurteil gleich um zwei Stufen von "Overweight" auf "Underweight".

Für die Anteile von Evonik ging es um 1,4 Prozent aufwärts. Dabei wurde der Spezialchemiekonzern nach soliden Quartalszahlen und ungeachtet sich eintrübender Konjunkturperspektiven etwas zuversichtlicher für 2022.

Die Papiere von Talanx sanken um 2,5 Prozent. Trotz weiterer Rückstellungen für die Folgen des Ukraine-Kriegs steigerte der Versicherungskonzern im abgelaufenen Jahresviertel den Gewinn. Vorstandschef Torsten Leue sieht Talanx mit seiner Hauptmarke HDI auf Kurs zum ausgegebenen Jahresgewinnziel.

Im SDax gab es nach Quartalsberichten die auffälligsten Kursbewegungen: So zogen die Anteile von Jenoptik um 7,8 Prozent an, nachdem das Technologieunternehmen seinen Ausblick angehoben hatte. Heidelberger Druckmaschinen sprangen nach starken Quartalszahlen und einem soliden Auftragseingang als SDax-Spitzenreiter um mehr als 18 Prozent hoch. Dagegen fielen Secunet um 8,8 Prozent. Im Vergleich zu den Rekordwerten aus dem Vorjahr sank das operative Ergebnis des IT-Sicherheitsdienstleister im ersten Halbjahr deutlich.

Die Papiere von Kontron (früher S&T) stiegen um 9,2 Prozent. Der österreichische IT-Dienstleister hat einen Käufer für den Großteil des IT-Servicegeschäfts gefunden. Käufer ist der französische Energie- und Infrastrukturkonzern Vinci . Der Transaktionswert liegt bei rund 400 Millionen Euro. Zudem präzisierte Kontron die Jahresziele und teilte mit, einen neuen Finanzvorstand gefunden zu haben.

Der Kurs des Euro zog nach den US-Verbraucherpreisen kräftig an und wurde zuletzt mit 1,0328 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0252 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,80 Prozent am Vortag auf 0,78 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,36 Prozent auf 136,86 Punkte. Der Bund-Future drehte nach den US-Daten ins Plus und gewann zuletzt 0,28 Prozent auf 156,76 Punkte./edh/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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