FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor noch höheren Zinsen hat dem
deutschen Aktienmarkt den Start in die Woche vermasselt. Obendrauf
haben einige Anleger am Montag nach dem starken Lauf der vergangenen
Wochen Kasse gemacht. Der Dax ging letztlich 0,84
Prozent tiefer bei 15 345,91 Punkten aus dem Handel, zeitweise
verlor der Leitindex sogar 1,3 Prozent. Für den MDax
der mittelgroßen Unternehmen ging es zum Schluss um 1,53 Prozent auf
29 321,71 Zähler nach unten.
Der starke US-Arbeitsmarktbericht vom vergangenen Freitag wirke noch
nach, hieß es am Markt. Er untermauere die Einschätzung, dass die
US-Notenbank Fed ihren Zinserhöhungskurs auf ein Niveau über fünf
Prozent fortsetzen werde, schrieben die Experten von Credit Suisse.
Auch für die US-Börsen ging es zum Wochenstart ein Stück weiter
bergab, vor allem für die zinssensiblen Werte im Nasdaq 100
.
Trotz allem hat der Dax im noch jungen Jahr bereits gut zehn Prozent
gewonnen. Vor dem Wochenende habe der Leitindex die Jobdaten aus den
USA noch vergleichsweise gut weggesteckt, nun nähmen die Anleger
aber auf breiter Front Gewinne mit, konstatierte Experte Andreas
Lipkow. "Die Investoren befinden sich derzeit im Risk-Off Modus und
fokussieren sich vermehrt auf die Aktien aus den defensiven
Sektoren."
In der Folge ging es am Montag vor allem für Aktien aus der
Pharmabranche nach oben. Fresenius Medical Care (FMC)
stiegen um 0,8 Prozent und Sartorius kletterten um
1,4 Prozent nach oben, womit beide zur Spitzengruppe im Dax
gehörten. Der europäische Gesundheitssektor legte als
stärkster der Stoxx-600-Übersicht um 0,6 Prozent zu.
Bayer war mit einem Plus von 2,7 Prozent sogar
größter Gewinner im Leitindex. Laut "Handelsblatt" schart der
aktivistische Investor Bluebell Verbündete um sich, um seine
Forderungen nach Veränderungen bei dem Pharma- und
Agrarchemiekonzern durchzusetzen. Außerdem beantragte Bayer die
EU-Zulassung für eine höhere Dosierung des Augenmittels Eylea. Mit
weiteren Zulassungen will der Konzern sein Geschäft mit dem
Kassenschlager-Medikament in Europa schützen.
Im Sog der Nasdaq wurden dagegen Technologie- und Internettitel
abgestoßen: Nach zuletzt deutlichen Gewinnen zählten der
Online-Modehändler Zalando und der Chipkonzern
Infineon mit Abschlägen von 5,6 beziehungsweise 1,8
Prozent zu den größten Dax-Verlierern. Die seit Jahresbeginn
ebenfalls starken und zinssensiblen Immobilienwerte hatten schon am
Freitag unter wachsenden Zinssorgen gelitten und gaben nun weiter
nach. Im Dax büßten Vonovia 2,3 Prozent ein.
Bevor die Berichtssaison im Wochenverlauf wieder richtig Fahrt
aufnimmt, stand am Montag im MDax Aurubis mit
frischen Geschäftszahlen im Fokus. Höhere Preise für Kupferprodukte
stimmen den Kupferkonzern etwas zuversichtlicher fürs laufende
Geschäftsjahr, er sieht den operativen Vorsteuergewinn nun am oberen
Ende seiner Zielspanne. Einige Anleger könnten allerdings schon auf
einen optimistischeren Ausblick gehofft haben, kommentierte ein
Börsianer. Die Aurubis-Aktien gaben nach der jüngsten Kursrally um
4,8 Prozent nach.
Dagegen ging die Rally bei Deutz weiter, die Aktien
des Motorenherstellers setzten sich mit einem Plus von 4,7 Prozent
an die Spitze im Nebenwerte-Index SDax . Obwohl die
Papiere 2023 bereits um gut ein Drittel gestiegen sind, sieht
Analyst Hans-Joachim Heimbürger von Kepler Cheuvreux weiteres
Aufwärtspotenzial. Dabei spiele die wertsteigernde Kooperation mit
Daimler Truck eine Rolle, zudem kalkuliert Heimbürger
mit einem weniger schweren Rezessionsszenario.
An der Wall Street stand der Dow Jones Industrial zum
europäischen Handelsschluss moderat im Minus. Der technologielastige
Nasdaq 100 fiel um ein halbes Prozent. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx schloss 1,23 Prozent
tiefer bei 4205,45 Punkten. In Paris ging es für den Cac 40
ähnlich deutlich abwärts, während der FTSE 100
in London rund 0,8 Prozent verlor.
Der Euro sank zuletzt auf 1,0719 US-Dollar, nachdem
er schon am Freitag unter den starken US-Jobdaten gelitten hatte.
Überraschend starke Auftragsdaten aus der deutschen Industrie sowie
eine laut Sentix-Indikator erneut bessere Wirtschaftsstimmung im
Euroraum konnten die Gemeinschaftswährung nicht nennenswert stützen.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0776
(Freitag: 1,0937) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9280
(0,9143) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,15 Prozent auf 2,26
Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,39 Prozent auf
126,00 Punkte. Der Bund-Future sank zuletzt um 0,67
Prozent auf 136,87 Zähler./niw/he
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
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