Am deutschen Aktienmarkt hat sich nach einem
erneuten Rekordlauf zum Wochenschluss eher Unsicherheit unter den
Anlegern eingestellt. Nachdem der Dax bereits
mehrmals am Tag in die Verlustzone gerutscht war, endete er mangels
Antrieb aus den USA mit einem Minus von 0,01 Prozent bei 13 744,21
Punkten. Auch in Asien hatten sich die Märkte zuvor uneinheitlich
entwickelt. Trotzdem hatte der Dax gegen Mittag noch einen
Höchststand erreicht. Auf Wochensicht gelang dem Leitindex unter dem
Strich ein Zuwachs von rund 1,7 Prozent.
Erneut Bestmarken gab es zudem am Freitag beim MDax
und beim SDax zu vermelden. Der Index für mittelgroße
Unternehmen beendete den Tag letztlich auch im grünen Bereich und
legte um 0,14 Prozent auf 29 214,88 Punkte zu. In der Gesamtwoche
kam er damit auf einen Gewinn von 1,8 Prozent.
Die Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 sind in China mit einer
neuen Zählweise der Infektionen am Freitag wieder stark gestiegen.
Landesweit sind derzeit in der offiziellen Statistik knapp 64 000
Infektionen erfasst, knapp 1400 Menschen starben demnach. Die
Dunkelziffer liegt Experten zufolge aber deutlich höher. Ein Problem
ist auch die Rückreise von zig Millionen Chinesen, die nach den
verlängerten Ferien wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Dies
lässt neue Infektionswellen befürchten.
An den Börsen in Europa und den USA war es in den vergangenen Tagen
trotz der Unklarheiten rund um die wirtschaftlichen Auswirkungen der
neuen Lungenkrankheit vielfach zu eerneuten Rekordständen gekommen.
Nun wirke es, "als wüssten Anleger nicht, was sie als nächstes
machen sollen", stellte CMC-Marktexperte David Madden in einem
Kommentar fest. "Zwar verschärft sich auf der einen Seite die Krise
um das Corona-Virus. Auf der anderen Seite wollen die USA und China
aber ihre jeweiligen Importabgaben herunterschrauben, um die
Handelsbeziehungen zu verbessern."
In Europa überwog am Freitag dann ebenfalls die Skepsis: Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um 0,15 Prozent
nach, der französische Leitindex Cac 40 fiel in Paris
um 0,39 Prozent. Der Londoner FTSE büßte 0,58 Prozent
ein.
Unter den Einzelwerten im Dax schwankten die Aktien von Wirecard
nach Quartalszahlen deutlich. Als abgeschlagenes
Index-Schlusslicht büßten sie zum Handelsende rund dreieinhalb
Prozent ein. Moniert wurde trotz der starken Geschäftsdynamik die
Profitabilität im Schlussviertel 2019. Zur laufenden Sonderprüfung
der Bücher durch KPMG gab es wie erwartet noch keine Neuigkeiten.
Die Vorzugsaktien von VW verloren 1,2 Prozent.
Rückläufige Auslieferungszahlen für den Monat Januar fanden dabei
weniger Beachtung als ein geplatzter Vergleich mit klagenden
Diesel-Kunden.
Unterdessen ging der Höhenflug der RWE-Papiere mit
dem höchsten Stand seit November 2012 weiter. Am Ende legten die
Titel um 1,06 Prozent zu. Mit einem Plus von fast 22 Prozent seit
Jahresbeginn sind sie inzwischen der drittstärkste Dax-Wert.
Außerhalb der Dax-Familie sprangen die Anteile von Godewind
Immobilien um rund 15 Prozent auf 6,40 Euro hoch. Der
erst 2018 an die Börse gegangene Büro-Vermieter und die französische
Covivio haben eine Grundsatzvereinbarung abgeschlossen, der zufolge
Covivio übernommen und von der Börse genommen werden soll.
Von positiven Signalen des japanischen Branchenkollegen Sumco
profitierten im MDax die Aktien des Waferherstellers Siltronic
mit plus 3,6 Prozent und stiegen so auf den höchsten
Stand sei Oktober 2018. Sumco hatte dank einer soliden Nachfrage ein
überraschend gutes Quartalsergebnis in Aussicht gestellt.
Metro profitierten von einer positiven Studie des
Analysehauses Bernstein. Mit dem Russland-Geschäft in der Talsohle
und gesenkten Gewinnerwartungen seien die Risiken nun ausgewogener,
hieß es. Die Aktien gewannen bis zum Nachmittag mehr als drei
Prozent. Zum Handelsende verringerte sich der Zuwachs dann
allerdings auf ein Prozent. Eine Verkaufsempfehlung der Privatbank
Berenberg für die Fielmann -Aktie sorgte daneben für
einen Kursrutsch der im SDax beheimateten Optiker-Aktie um 5,6
Prozent.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,41 Prozent am
Vortag auf minus 0,40 Prozent. Der Rentenindex Rex
sank um 0,04 Prozent auf 144,75 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,10 Prozent auf 174,44 Punkte zu.
Der Kurs des Euro erholte sich nur minimal von seinem
Dreijahrestief. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag zu
1,0841 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs zuvor auf 1,0842 Dollar festgesetzt./kro/he
--- Von Claudia Müller und Karolin Rothbart, dpa-AFX ---
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