FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat sich am Dienstag trotz einer erneut negativen geldpolitischen Überraschung innerhalb seiner jüngsten Stabilisierungsspanne behauptet. Nach frühen Verlusten von gut einem Prozent fing sich der deutsche Leitindex wieder etwas und stand zum Schluss noch 0,42 Prozent im Minus bei 13 884,66 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte konnte bei 24 962,50 Punkten seinen Abschlag auf 0,25 Prozent eindämmen.

Die Notenbanken haben mit ihrer restriktiven geldpolitischen Haltung die Börsen weiter im Griff: Nach der US-amerikanischen Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) vergangene Woche sorgte am Dienstag die Bank of Japan (BoJ) für den nächsten Stimmungsdämpfer. Die Zentralbank Japans entschied, die Spanne zu lockern, in der sich die langfristige Anleiherendite bewegt. Das wurde an den Märkten als erster Schritt hin zu einer zumindest leichten Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet.

Dies drückte zunächst in Asien und vor allem am japanischen Markt auf die Stimmung. Auch die europäischen Indizes tauchten erst einmal etwas ab, bevor sie sich wieder weitgehend berappelten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,23 Prozent schwächer bei 3802,49 Punkten. Für den französischen Cac 40 ging es ebenfalls moderat bergab, wogegen der britische FTSE 100 ein knappes Plus schaffte. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial zeigte sich zum europäischen Handelsende fast unbewegt.

Vergangene Woche hatten die Fed und die EZB die Marktteilnehmer mit der Aussicht auf wohl noch für längere Zeit steigende Zinsen vergrätzt. Die Währungshüter hatten die Anleger nach einem weiter nachlassenden Inflationsdruck in den USA damit auf dem falschen Fuß erwischt. Binnen einer Woche verlor der Dax zeitweise fast 900 Punkte.

Am Dienstag gaben die Nachrichten aus Tokio den Aktien von Banken weiter Auftrieb und verstärkten umgekehrt den Druck auf Immobilienwerte. Deutsche Bank und Commerzbank belegten mit Kursgewinnen von knapp sechs beziehungsweise gut neun Prozent den ersten Platz in ihren jeweiligen Indizes. Auch im europäischen Vergleich schlug sich der Bankenindex am besten. Die weltweite geldpolitische Straffungstendenz bringe Banken und Versicherungskonzernen Zinseinnahmen und Entlastungen auf der Kostenseite, sagte Marktexperte Andreas Lipkow.

Vonovia verloren hingegen 2,8 Prozent und Aroundtown - zusätzlich belastet von einer gestrichenen Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg - als MDax-Schlusslicht knapp zehn Prozent, während der Immobilienindex die Verliererliste im marktbreiten Stoxx Europe 600 anführte.

Rheinmetall -Titel litten mit minus 2,8 Prozent weiter unter den Problemen mit dem Schützenpanzer Puma der Rüstungsschmiede. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bekräftigte ihre Forderung nach Tempo bei der Instandsetzung des bei Übungen ausgefallenen Gefechtsfahrzeugs und drohte damit, dieses andernfalls nicht mehr zu nutzen.

Die Aktien des Modeherstellers Hugo Boss legten hingegen nach einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank um zwei Prozent zu. Für die Aktien des Vakuumpumpen-Herstellers Pfeiffer Vacuum ging es nach einer Anhebung der Umsatzprognose um 1,7 Prozent hoch, was einen der vorderen Plätze im Nebenwerte-Index SDax bedeutete. Ein positiv aufgenommener Zukauf ließ die Aktien der Optikerkette Fielmann um 1,9 Prozent steigen.

Mit einem Kurssturz von 82 Prozent reagierten indes die Aktien des Ladetechnikanbieters Compleo auf die Einleitung eines geordneten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.

Der Euro setzte seine Stabilisierung fort und stieg auf 1,0630 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0599 Dollar festgesetzt. Den Yen ließ die Maßnahme der japanischen Notenbank am Dienstag sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro stark steigen.

Am Rentenmarkt legte die Umlaufrendite von 2,16 Prozent am Vortag auf 2,25 Prozent zu. Der Rentenindex Rex fiel im Gegenzug um 0,29 Prozent auf 126,62 Punkte. Der Bund-Future büßte 0,93 Prozent auf 135,92 Zähler ein./gl/he

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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AXC0275 2022-12-20/18:35

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