FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem eher orientierungslosen Verlauf hat
der Dax am Donnerstag etwas höher geschlossen. Mutige
Anleger, die den Leitindex weiter nach oben treiben könnten, waren
aber ebenso rar wie jene, die dem Aktienmarkt nichts mehr zutrauen.
Auf dem höchsten Niveau seit Juni hatte der Dax am Vortag schon
keinen Auftrieb mehr verspürt. Vor allem Siemens
sorgte mit deutlichen Kursgewinnen dafür, dass er den Donnerstag
positiv beendete.
Der Dax ging 0,23 Prozent höher bei 14 266,38 Punkten über die
Ziellinie. Der MDax dagegen schloss 0,40 Prozent
tiefer bei 25 509,56 Zählern. Er verbuchte damit den dritten
Verlusttag in Folge. Nach der siebenwöchigen Rally, die zurückliegt,
ging es am Donnerstag auch international gedämpft zu. Der EuroStoxx
gab knapp um 0,1 Prozent nach. Auch der New Yorker Leitindex Dow
Jones Industrial stand zuletzt leicht im Minus.
Börsianer sprechen derzeit von einer ablaufenden Konsolidierung,
nachdem der Dax seit Ende September um mehr als 20 Prozent gestiegen
ist. "Ab und zu ist Zeit für eine Verschnaufpause", sagte
Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Die Stimmung sei
generell gedreht, kurzfristig sei der Markt aber sogar überhitzt
gewesen. Vorübergehende Rücksetzer wie jener am Vortag seien da
"nichts ungewöhnliches und sogar gesund".
Mit einem Plus von knapp sieben Prozent waren die schwer gewichteten
Siemens-Papiere der größte Punktebringer im Dax. Sie stiegen nach
Zahlen auf den höchsten Stand seit Ende März. Das Unternehmen zog
ein starkes Fazit vom vergangenen Geschäftsjahr. Im Schlussquartal
seien die Erwartungen in jeglicher Hinsicht übertroffen worden,
schrieb der UBS-Analyst Guillermo Peigneux Lojo. Als überzeugend
wurden auch die Dividende, der freie Barmittelfluss, die
Unternehmensziele und die Auftragslage gewertet.
Aktien von MTU zogen als zweitgrößter Dax-Gewinner um
4,3 Prozent an. Der Triebwerksbauer will nach einem Rekordumsatz in
den kommenden Jahren noch höher hinaus. Die erwartete Erholung der
Flugzeug-Nachfrage stimmt den scheidenden MTU-Chef Reiner Winkler
zuversichtlich. Für 2023 rechnet er jetzt mit so viel Umsatz, wie
Analysten erst ein Jahr später erwartet hatten. Die Papiere
überwanden die 200-Tage-Linie, die bei Anlegern ein beliebter
Indikator für den längerfristigen Kurstrend ist.
Aktien von RWE gerieten gegen Mittag zeitweise unter
Druck wegen einer besiegelten Sondersteuer auf Übergewinne in
Großbritannien. Es setzte sich aber das Fazit durch, dass die
Auswirkungen milder sind als befürchtet. Außerdem gebe es nun
Planungssicherheit und dies sei gut für die Branche, hieß es am
Markt. Zu Handelsschluss lagen die Papiere 1,8 Prozent höher.
In der zweiten Börsenreihe fielen Thyssenkrupp im
MDax um 2,1 Prozent. Der Quartalsbericht des Industriekonzerns galt
als durchwachsen: Die Resultate hätten die Erwartungen verfehlt, der
Barmittelzufluss sei allerdings besser als gedacht gewesen, schrieb
der JPMorgan-Analyst Dominic O'Kane. Der Ausblick sei indes vage,
liege aber im erwarteten Rahmen.
Zu den größten Gewinnern zählten im MDax die Papiere des
Versicherers Talanx mit einem Aufschlag von 3,2
Prozent. Sie profitierten von einer Hochstufung auf "Outperform"
durch Oddo BHF. Analyst Roland Pfänder begründete die Empfehlung mit
der robusten Ergebnisentwicklung des Versicherers und der
attraktiven Bewertung.
Nach dem jüngsten Kurseinbruch stabilisierten sich die Aktien von
Morphosys nach dem Quartalsbericht des
Biopharmazeutikers etwas, indem sie um 4,2 Prozent stiegen. Am
Montag war der Kurs wegen großer Enttäuschung mit einem
Alzheimer-Wirkstoff um 29 Prozent auf den tiefsten Stand seit 2010
eingebrochen.
Der Kurs des Euro gab nach, zuletzt wurden 1,0336
Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs auf 1,0319 (Mittwoch: 1,0412) Dollar festgesetzt. Der
Dollar kostete damit 0,9691 Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten deutlich zu. Der
Rentenindex Rex stieg um 0,60 Prozent auf 128,28
Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von 2,09 Prozent am
Vortag auf 1,97 Prozent. Der Bund-Future gab um 0,36
Prozent auf 140,17 Zähler nach./tih/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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