FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Tag vor dem
Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) seine
Vortagesverluste ausgeweitet. Der Leitindex, der zwischenzeitlich
auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juni gesunken war, beendete
den Handel am Mittwoch mit minus 0,76 Prozent auf 14 445,99 Punkte.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel verlor 0,70
Prozent auf 30 178,64 Zähler.
Anleger gingen vor wichtigen Ereignissen in den kommenden Tagen in
die Defensive. Am Donnerstag erwarten Marktteilnehmer, dass die EZB
einen Pfad zu baldigen Zinserhöhungen aufzeigt. Am Freitag folgen
die Verbraucherpreise aus den USA.
Den Spielraum, den die EZB in Abwägung von Inflations- und
Konjunkturrisiken hat, untermauerten am Mittwoch robuste
Wirtschaftsdaten. So fiel das Wachstum in der Eurozone im ersten
Quartal doppelt so stark aus als zunächst gedacht. Getrübt wurde das
Bild hingegen von einer von der Industriestaaten-Organisation OECD
deutlich nach unten korrigierten Prognose für das
Weltwirtschaftswachstum wegen des Krieges in der Ukraine. Die
Inflation werde zudem in Folge des Krieges höher ausfallen und
länger andauern als bislang angenommen, sagte OECD-Generalsekretär
Mathias Cormann.
Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt belastete eine
negative Erstbewertung der Berenberg Bank die am Ende 9,5 Prozent
schwächeren Papiere von Telefonica Deutschland . Laut
dem Analysten Usman Ghazi wird eine eigentlich gute Story der im
MDax notierten Aktie überschattet von Risiken für den Barmittelfluss
und einer so nicht gesicherten Dividende. Telekom-Werte waren
allgemein schwach: Die Titel von Deutsche Telekom
sanken im Dax um 2,5 Prozent. Schlechter schnitten im Leitindex nur
noch die Anteile von Deutsche Post mit minus 3,7
Prozent ab.
Im SDax verloren die Papiere von SAF-Holland
5,6 Prozent. Der Zulieferer für die
Nutzfahrzeugindustrie bietet 66 Kronen je Aktie für den schwedischen
Bremsenhersteller Haldex, dessen Papiere in Stockholm um fast 45
Prozent in die Höhe sprangen. Börsianer zeigten sich überrascht von
diesem Schritt. Der Analyst Jorge Gonzalez Sadornil von der
Privatbank Hauck Aufhäuser befürchtet eine merklich erhöhte
Verschuldung.
Als größter SDax -Gewinner setzten die SGL-Papiere
ihre Rally mit einem weiteren Kurssprung von 9,1
Prozent fort. Infolge eines optimistischeren Ausblicks, der am
Vortag den Kurs des Kohlefaserspezialisten bereits beflügelt hatte,
sieht das Analysehaus Stifel nun mit einem Kursziel von elf Euro
noch viel Potenzial.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,47
Prozent auf 3788,93 Punkte. Noch etwas höhere Verluste verbuchte die
Leitbörse in Paris, während jene in London nur knapp im Minus
schloss. In New York gab das Leitbarometer Dow Jones Industrial
zum Börsenschluss in Europa moderat nach.
Der Euro ließ mit 1,0740 wieder deutlich die Marke
von 1,07 US-Dollar hinter sich. Die EZB hatte den Referenzkurs am
Nachmittag auf 1,0739 (Dienstag: 1,0662) US-Dollar festgesetzt, der
Dollar damit 0,9312 (0,9379) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,18 Prozent am Vortag
auf 1,22 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,19
Prozent auf 133,66 Punkte nach. Der Bund-Future sank
um 0,47 Prozent auf 148,87 Punkte./ajx/he
--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---
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