Die Anleger an den US-Börsen haben am Mittwoch
neuen Mut gefasst und sich wieder risikofreudig gezeigt. Die im Juli
überraschend stark gestiegenen Verbraucherpreise in den USA hatten
dabei kaum Einfluss auf das Handelsgeschehen. Mit plus 1,05 Prozent
auf 27 976,84 Punkte tastete sich das US-Börsenbarometer Dow Jones
Industrial erneut an die Hürde von 28 000 Punkten
heran. Am Vortag hatte der Dow diese Marke zunächst locker
übersprungen und war bis auf etwas über 28 150 Punkte geklettert.
Als er damit wieder sein höchstes Niveau seit Ende Februar erreicht
hatte, war es jedoch im späten Handel zu Gewinnmitnahmen gekommen.
Der marktbreite S&P 500 stieg am Mittwoch um 1,40
Prozent auf 3380,35 Zähler und befindet sich damit wieder auf dem
Weg in Richtung seines am 19. Februar erreichten Rekordhochs bei
rund 3393 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 ,
der nach einem Rekordhoch am Donnerstag geschwächelt hatte, gewann
2,59 Prozent auf 11 157,72 Punkte.
Die erneut freundliche Markttendenz wertete Analyst Craig Erlam vom
Broker Oanda als "ermutigendes Zeichen". Charttechnisch sei die Lage
aber nicht einfach. Um das Vertrauen der Anleger zu stärken, brauche
es neue Höchststände für den Dow und den marktbreiten S&P 500 sowie
idealerweise ein Ende der jüngsten Verlustserie bei der
Technologiebörse Nasdaq.
Abhängig ist das Wohl und Wehe am Markt zurzeit vor allem vom
Geschehen im US-Kongress. Dort steht eine Einigung zwischen
Republikanern und Demokraten auf ein neues Corona-Hilfspaket aber
weiter aus. Die Gespräche stecken in einer Sackgasse, was tags zuvor
die Gewinnmitnahmen wohl ausgelöst hatte. Zuletzt nun machten
Vertreter der US-Notenbank (Fed) Druck.
Unter den Einzelwerten zeigten sich Apple mit plus
3,3 Prozent und Microsoft mit plus 2,9 Prozent nach
Verlusten in den vergangenen ein bis drei Tagen wieder unter dem
besten Dow-Werten. Die Aktien von Home Depot
kletterten erstmals in ihrer Geschichte über 280 US-Dollar und
schlossen als drittstärkster Dow-Wert mit plus 2,4 Prozent.
An der Nasdaq sprangen die Anteilscheine von Tesla um
gut 13 Prozent auf knapp 1555 US-Dollar hoch. Der Elektroautobauer
kündigte einen Aktiensplit an. Die Anteilseigner erhalten demnach
für je ein Papier vier weitere Titel. Damit solle es mehr
Angestellten und Investoren ermöglicht werden, zu Aktionären zu
werden. Wirksam werden soll das Verfahren am 31. August. Der Schritt
komme genau richtig, da der Appetit auf die Aktie und das Thema
Elektromobilität weiter zunehme, sagte ein US-Analyst.
Derweil will der Kabelkonzern Liberty Global den
schweizerischen Telekomkonzern Sunrise, an dem er bereits beteiligt
ist, komplett übernehmen. Der deutsche Mobilfunkkonzern Freenet
will ihm seinen Anteil in Höhe von 24 Prozent
andienen. Die Liberty-Titel gewannen 1,5 Prozent. Laut Analyst Usman
Ghazi von der Privatbank Berenberg profitiert das Unternehmen von
diesem Deal, denn der Preis für Sunrise könnte höher sein. Zugleich
rechnet er jedoch damit, dass die Übernahme wie von den Unternehmen
ausgehandelt über die Bühne gehen wird.
Der Eurokurs bewegte sich im US-Handel kaum. Zum
Börsenschluss an der Wall Street kostet die Gemeinschaftswährung
1,1790 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs auf 1,1771 (Dienstag: 1,1783) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,8496 (0,8487) Euro. Am US-Rentenmarkt fielen
richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 8/32 Punkte auf 99
18/32 Punkte und rentierten mit 0,67 Prozent./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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