In den USA haben die Standardwerte-Börsen am
Montag geschwächelt. Den technologielastigen Nasdaq-Börsen gelang im
späteren Handelsverlauf dagegen der Sprung in die Gewinnzone.
Auftrieb gaben vor allem positive Nachrichten aus der
Biotechnologie- und Pharmasparte. Allgemein spielte nach wie vor das
Thema Inflation eine wichtige Rolle. Zudem wogen Marktteilnehmer den
Einfluss einer möglichen weltweiten Mindestbesteuerung auf
Großkonzerne wie Apple, Amazon und Alphabet ab.
Der Wall-Street-Index Dow Jones Industrial gab
letztlich um 0,36 Prozent auf 34 630,24 Punkte nach. Sein vor rund
einem Monat erreichtes Rekordhoch bei knapp 35 092 Punkten befindet
sich aber dennoch weiterhin in Reichweite. Der marktbreite S&P 500
verlor 0,08 Prozent auf 4226,52 Zähler. Der
technologielastige Nasdaq 100 indes drehte und
schloss letztlich mit einem Plus von 0,23 Prozent auf 13 802,89
Zähler.
Janet Yellen, die US-Finanzministerin und frühere Präsidentin der
US-Notenbank, hatte am Sonntag Präsident Joe Biden ermutigt, seine
Ausgabenpläne zur Stützung der Konjunktur in der Corona-Krise
voranzutreiben, selbst wenn so eine Inflation ausgelöst würde, die
bis ins nächste Jahr anhalte. Zudem fügte Yellen hinzu, dass ein
"etwas höheres" Zinsumfeld ein "Plus" für die USA wäre. Höhere
Zinsen allerdings können Aktien belasten, denn im Vergleich zu
festverzinslichen Wertpapieren droht ihnen ein
Attraktivitätsverlust.
Mit einem leichten Zinsanstieg könnten die Börsen allgemein ganz gut
leben, schätzt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom
Vermögensverwalter QC Partners. Die Angst vor einem starken Anstieg
werde wohl erst mit wieder stärkeren Wirtschaftsdaten zurückkehren.
Solange die Konjunkturdaten aber maximal mittelmäßig ausfielen, so
wie der Arbeitsmarktbericht vom Freitag, habe an den Börsen keiner
Angst vor kräftig steigenden Zinsen.
Ein weiteres Thema unter den Anlegern war das der Besteuerung großer
Digitalkonzerne. Nach dem Willen der führenden Industrienationen
sollen sie künftig weltweit mindestens 15 Prozent Steuern zahlen.
Nach jahrelangen Verhandlungen einigten sich die Finanzminister der
G7-Staaten auf eine globale Steuerreform.
Die Aktien von Alphabet, Amazon und Apple reagierten allerdings kaum
auf diese Nachrichten. Alphabet C kletterten sogar
auf ein Rekordhoch und schlossen letztlich mit plus 0,4 Prozent. Die
A-Aktien der Google-Mutter legten um 0,6 Prozent zu.
Amazon verloren 0,3 Prozent.
Apple schlossen nach anfänglichen Verlusten fast
unverändert. Der iPhone-Hersteller will nach dem Boom von Diensten
wie Zoom in der Corona-Krise eine größere Rolle bei
Videochats spielen. Dafür bekommt der hauseigene Videodienst
Facetime neue Funktionen und wird auch für Nutzer von
Android-Smartphones und Windows-Computern nutzbar sein.
Im Nasdaq-Auswahlindex waren die Aktien von Biogen
Spitzenreiter mit etwas mehr als 38 Prozent Kursgewinn auf knapp 400
US-Dollar. Zeitweise war es sogar bis auf ein Rekordhoch von 468,55
Dollar nach oben gegangen, nachdem die US-Arzneimittelbehörde FDA
das Alzheimer-Mittel Aducanumab zugelassen hatte. Damit bringe
Biogen die erste neue Alzheimer-Therapie seit fast zwei Jahrzehnten
auf den Markt, weshalb das Mittel ein Blockbuster - also ein
Medikament mit enormem Umsatzpotenzial - werden könnte, sagte
Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Die Analysten von Goldman Sachs verwiesen zudem auf positive
Auswirkungen auch auf andere Unternehmen, die an
Alzheimer-Medikamenten forschten und diese in Studien aktuell
testeten. Eli Lilly sprangen um 10,2 Prozent hoch,
Alector um 7,6 Prozent und Athira Pharma
um 4,4 Prozent. Für Morphosys ging es
an der Nasdaq um 3,9 Prozent nach oben.
Moderna sprangen um 6,6 Prozent nach oben und
erreichten bei knapp unter 228 US-Dollar zeitweise ein Rekordhoch.
Sie profitierten davon, dass der US-Hersteller bei der
EU-Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung seines Corona-Impfstoffs
für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren beantragt hat. Bisher
darf in der EU dieser Altersgruppe nur das Vakzin von Biontech
/Pfizer verabreicht werden. Biontech
erreichten am Montag ebenfalls ein Rekordhoch und gewannen
schließlich 2,1 Prozent. Die Papiere des Konkurrenten Curevac
rückten an der Nasdaq um 7,7 Prozent vor.
Zudem waren die Aktien der Kinokette AMC Entertainment
wieder ein beliebtes Spekulationsobjekt. Sie sprangen
bei extrem regem Handel um 14,8 Prozent hoch. In den beiden letzten
Handelstagen der vergangenen Woche waren sie kräftig gefallen,
nachdem AMC den jüngst vervielfachten Kurs erfolgreich genutzt
hatte, um die eigene Kasse zu füllen. Gamestop wurden
im Handelsverlauf mitgezogen und stiegen um 12,7 Prozent. Schon im
Januar hatten die beiden Aktien für Furore gesorgt, als Anleger sich
im Internet organisierten und einigen Hedgefonds, die auf einen
Kursverfall gewettet hatten, milliardenschwere Verluste
eingebrockten.
Der Euro legte im US-Handel zu und kostete zum
Wall-Street-Schluss 1,2191 Dollar. Zeitweise war der
Gemeinschaftswährung auch wieder der Sprung über die Marke von 1,22
US-Dollar gelungen. Die Europäische Zentralbank setzte den
Referenzkurs auf 1,2162 (Freitag: 1,2117) Dollar fest. Der Dollar
kostete damit 0,8222 (0,8253) Euro. Am US-Rentenmarkt fiel der
Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,06
Prozent auf 132,13 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Anleihen betrug
1,569 Prozent. Händler sprachen von einer Gegenbewegung nach den
deutlichen Gewinnen am Freitag./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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