Aufgeschoben, aber ...

Diese Woche fand ein weiteres Fed-Meeting statt, welches den sich kurzfristig erholenden Aktienmärkten einen weiteren Rücksetzer einhandelte. Zwar wurde die Zinserhöhung noch auf das nächste Meeting im März verschoben, jedoch deutete Fed Chef Jerome Powell an, dass diese Erhöhung stärker ausfallen könnte als von vielen Beobachtern erwartet. Mit dem Verweis auf eine zu hohe Inflationsrate und einen starken Arbeitsmarkt wurde signalisiert, dass die Bedingungen für einen Zinsschritt erfüllt seien. Powell strich hervor, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt in viel besserer Verfassung sind als zum bislang letzten Zinserhöhungszyklus des Jahres 2015. Auch eine Zinserhöhung um 50 Basispunkten wollte Powell nicht ausschließen.

Politisches Säbelrasseln.

Auf politischer Ebene sorgte der Ukraine Konflikt für große Unruhe. Das Säbelrasseln zwischen Russland und der NATO hat innerhalb der letzten Wochen laufend zugenommen und die Befürchtungen eines militärischen Konflikts sind mittlerweile groß. Russland hat bereits an der eigenen Grenze und an jener von Bündnispartner Belarus die Truppen deutlich verstärkt und führt zahlreiche Militärübungen durch. Die ukrainische Armee befürchtet indes einen Angriff von Belarus aus durch das kontaminierte Gebiet rund um das ehemalige AKW Tschernobyl, rund 150km nördlich der Hauptstadt Kiew, weshalb man seinerseits die Truppenpräsenz deutlich verstärkt hat. Russlands Forderung an die NATO ist einerseits eine Garantie, dass die Ukraine und Georgien niemals dem westlichen Militärbündnis beitreten und andererseits, dass die NATO ihre Truppen nahe der russischen Grenze wieder abzieht. Alles Forderungen die für die NATO nicht verhandelbar sind, nachdem man den beiden betreffenden Staaten bereits 2008 die Mitgliedschaft in Aussicht gestellt hatte. Die NATO überlegt indes, ob man Russland im Falle eines Angriffes auf die Ukraine vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausschließen wird, was die russische Wirtschaft fast vollständig vom Westen isolieren würde. Kritiker glauben jedoch, dass dies die europäische Wirtschaft härter treffen würde als die russische und dass dies zu einer deutlichen Stärkung des Bündnisses zwischen Moskau und Peking führen würde. Zudem plant die EU ihre finanzielle Unterstützung für die Ukraine zunächst auf 1,2 Mrd. Euro zu erhöhen. Das Thema wird die Märkte wohl noch längere Zeit bewegen.

Besser, aber ...

Auch am österreichischen Aktienmarkt konnte man in den vergangenen Wochen nicht von einer ruhigen See sprechen. Der ATX steht mit einer YTD Performance von rund -1% dennoch nach wie vor besser da als seine internationalen Pendants. In Wien sorgte vor allem die Fortsetzung des Immobilienübernahmekarussels für Aufregung. Hauptdarsteller sind dabei Immofinanz, S Immo, der tschechische Milliardär Radovan Vitek (laut Forbes 4,6 Mrd. US-Dollar Privatvermögen) und der slowakische Investor und Ex-Partner von Ronny Pecik, Peter Korbacka. Viel ist geschehen seit dem gescheiterten Übernahmeversuch der Immofinanz von S Immo und des Rücktritts von Ronny Pecik als Immofinanz CEO im vergangenen Jahr. Pecik verkaufte seine gesamten Anteile an Partner Peter Korbacka und zog somit einen kompletten Schlussstrich unter seine Zeit bei Immofinanz. Im April 2021 trat erstmals Radovan Vitek in Erscheinung, als er einen 8,4%-Anteil an Immofinanz größtenteils von Tomas Krsek erwarb. Im weiteren Jahresverlauf baute der tschechische Investor seine Beteiligung weiter auf rund 21% aus. Zudem erwarb er im Dezember unter Vorbehalt die rund 10,6% von Peter Korbacka, womit er auf eine Beteiligung von 32% kam und ein antizipatorisches Pflichtangebot in Höhe von 21,20 Euro/Aktie legte. S Immo reagierte daraufhin mit der Abgabe eines eigenen Teilangebots für Immofinanz von 23,0 Euro/Aktie um die eigene Beteiligung von 14,2% auf 25% auszubauen. Dies kann als defensiver Schachzug interpretiert werden, um die Gefahr abzuwenden selbst übernommen zu werden und möglicherweise die eigene Verhandlungsposition zu verbessern um die Entflechtung beider Unternehmen voranzutreiben.

Vergangene Woche verlautbarte Petrus Advisers, dass man die aufgebaute Beteiligung von 8% an Immofinanz an das Unternehmen von Radovan Vitek, die CPI Property Group (CPI) für einen Preis von 22,70 Euro/Aktie veräußert hat. Der Anteil von Vitek, der durch eine Verwässerung im Zuge der Wandlung der Pflichtwandelanleihe auf rund 29% verwässert wurde, sollte somit auf rund 37% angestiegen sein. Gleichzeitig wird der Preis des Übernahmeangebots von CPI ebenfalls auf 22,70 Euro/Aktie angepasst. Nun können Investoren bis 23. Februar, bzw. bis zum Ende der Nachfrist am 23. Mai entscheiden, ob sie lieber das Angebot der S Immo für 23,0 Euro/Aktie mit einer potenziellen Teilausführung, oder jenes der CPI Property Group für 22,7 Euro/Aktie annehmen, oder ihre Aktien lieber behalten. Man kann jedoch zumindest anzweifeln, dass CPI mit einem Angebotspreis in dieser Höhe bereits einen beherrschenden Anteil an Immofinanz erreichen wird, insbesondere, wenn man sich den aktuellen EPRA NTA des Unternehmens von 29,45 Euro/Aktie vor Augen führt. Nahezu zeitgleich mit Erhöhung des Angebotspreises von CPI brachte Peter Korbacka bei S Immo ein Verlangen auf Einberufung einer außerordentlichen HV ein, um über die ersatzlose Aufhebung des Höchststimmrechts (15%) der S Immo Satzung zu beschließen. Korbacka hält rund 5% der S Immo Aktien, während CPI knapp 12% und Immofinanz rund 26,5% halten. Nachdem Immofinanz zuletzt mit demselben Antrag scheiterte, könnten die Chancen dieses Mal besser sein, sollten die drei Protagonisten an einem Strang ziehen, wovon man tendenziell ausgehen kann. Der eingebrachte Antrag deutet jedenfalls sicherlich darauf hin, dass es einen Plan gibt S Immo zu übernehmen. Ob dies Vitek sein wird, der möglicherweise eine große Fusion anstrebt, oder doch Korbacka der S Immo getrennt von Immofinanz übernehmen will, darüber lässt sich nur spekulieren. Die kommenden Wochen werden zweifellos spannend bleiben, bei einer weiterhin unruhigen See.

 

Aus dem Börse Express Spezial be weekly Geldanlager 0422 hier zum Download

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