Die Corona-Krise hat vieles durcheinandergebracht, ob in der Gesellschaft, der Realwirtschaft oder an den Kapitalmärkten. Ein Beispiel dafür, das gerne übersehen wird: Während der Goldpreis seit März unaufhörlich gestiegen ist und mittlerweile beim Rekordwert von mehr als 1940 US-Dollar pro Feinunze liegt, hat sich der Silberpreis zunächst, nach seinem Absturz Mitte März auf rund zwölf Dollar, eher behutsam entwickelt.

Generell sind Beobachter mit den prozentual schärferen Rückschlägen beim Silber gegenüber Gold vertraut, aber diese starke Diskrepanz hatte neue Ausmaße.

Das Ergebnis dieser erratischen Bewegung war ein noch nie da gewesenes Gold-Silber-Ratio von über 126 Punkten! Die Gold-Silber-Ratio setzt die beiden Edel­metalle in ein Wert­ver­hältnis zueinander und drückt aus, wie viele Silberunzen man für eine Goldunze bekommt. Legt man die Gold- und Silbervorkommen in der Erdkruste zu Grunde, ergibt sich übrigens ein natürliches Verhältnis von 17,5:1.

Für den Silber-Fan beginnt bei einem solch hohen Wert allerdings die Kaufpanik. Hat Silber überhaupt noch eine Zukunft? Diese Frage wurde im Frühling häufig gestellt. Doch hat man sich damals den Markt der physischen Silbermünzen angestellt, konnte man feststellen, dass die Preise beziehungsweise die Aufgelder der gängigen Ein-Unzen-Münzen explodiert sind, was sich nur durch eine massive Nachfrage nach Silbermünzen, ausgelöst durch die Corona-Krise, erklären ließ. Die großen Münzprägeanstalten kamen mit ihren Lieferungen nicht nach.

Mittlerweile hat sich die Gold-Silber-Ratio bei einem eher gesunden Wert von 80 gefunden. Schließlich ist der Silberpreis seit dem Absturz um rund 60 Prozent (in US-Dollar) gestiegen und liegt jetzt (27. Juli) bei mehr als 24 US-Dollar pro Unze. Diese Entwicklung ist nur schwer zu erklären. Noch haben wir ja genug Silber in den Minen, die uns aufgrund der bekannten Nachfragemengen und der Vorkommen noch mindestens 20 Jahre lang Silber fördern lassen. Aber was kommt danach? Derzeit werden ca. zwei Drittel der weltweiten Jahresförderung verbraucht, das heißt sie sind weg vom Markt, solange Silber nicht stärker recycelt wird. Das andere Drittel wandert in Form von Münzen und Barren in die Schatullen und Safes der Privatpersonen als das sogenannte Gold des kleinen Mannes.

Was heißt das für die Zukunft?

Die derzeit starke Privatnachfrage im physischen Bereich wird sich meiner Meinung nach auch weiterhin fortsetzen, da der Goldpreis inzwischen für viele Anleger zu teuer geworden ist, um jetzt noch Gold zu erwerben. Ein Gramm Gold kostet inzwischen auch schon mehr als 53 Euro. Zwar sind die sehr günstigen Preise beim Silber zwischen elf und zwölf Euro pro Unze aus dem März schon längst vergessen.

Jedoch scheinen selbst die Preise von knapp 20 Euro pro Unze noch immer interessant zu sein. Schließlich ist auch das Silber endlich, Corona wird gehen und die industrielle Nachfrage wird wieder steigen. Das bedeutet, dass die Chancen, immer wieder zu warten und zu versuchen, neue Tiefstände auszunutzen, vergehen könnten. Die Verknappungstendenzen bei Münzen und Barren mit ihren derzeit hohen Aufschlägen werden sich wieder normalisieren. Deshalb gilt: Silber hat eine große Zukunft und ist weiterhin eine klare Kaufempfehlung mit einer langfristig hochinteressanten Perspektive.

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