Börse Express: Welchen Beitrag möchte Bitpanda in Richtung Tokenisierung leisten?

CARINA WOLF: Wir haben bereits ein ICO gemacht im Rahmen unseres Multi Blockchain Pantos-Projektes. Dies ist ein Forschungsprojekt und wir wollen einen Beitrag für die Sicherheit der Kryptowelt-Community leisten. Die meisten Kryptowährungen basieren auf eine eigene Blockchain und die große Get-in-Frage ist: „Wie kann man sie verbinden?“ Es ist nicht sinnvoll, tausende verschiedene Blockchains zu haben. Das wäre wie eine Standalone-Datenbank im Unternehmen, die sich nicht mit anderen Technologien verbinden lässt. Das Forschungsprojekt von Pantos besteht eben darin, eine Verbindung zu erschaffen, dass man Atomic Swaps schafft, dass man den Bitcoin von der Bitcoin-Blockchain weg auf eine sichere Blockchain bringen kann, sollte ein Hackangriff auf die Bitcoin-Blockchain passieren. Somit kann ein Nutzer den Bitcoin von einer auf die andere Blockchain transferieren.

Ihre Aufgabe ist jetzt weniger der technische Part, sondern dass alles rechtskonform abläuft, richtig?

Ich bin für die Leitung der Rechtsabteilung zuständig. Bei uns kommen alle Ideen zusammen, die die Geschäftsführung oder unsere Mitarbeiter haben und wir analysieren diese Ideenpools, d.h. wie man neue Produkte strukturiert oder neue Coins ausgibt. Wir haben begonnen unsere Plattform mit Commodities, also Edelmetalle, zu ergänzen. Die sind derzeit nur auf unserer Plattform handelbar und mit physischem Gold hinterlegt, damit das im Einklang mit der österreichischen Rechtsordnung ist. Ziel ist es hier, einen handelbaren Token zu machen, den man von einer Plattform auf einen externen Wallet übertragen kann und somit auch auf anderen Plattformen handelbar wird.

In Bezug auf Immobilien, welche Rolle nimmt hier Bitpanda ein?

Wir sehen ganz klar die Zukunft in der Tokenization. „Millenials“ und „Digital Natives“ wollen Wertgegenstände, Konsumgüter, Investitionsmöglichkeiten ganz bequem von überall aus am Handy in einer App sehen und anpassen, sprich Assets kaufen und verkaufen. Und da gehört auch ein Immobilienasset ganz klar dazu, das man mit Immobilien hinterlegen kann und durch die Nutzung der Blockchaintechnologie in Tokens zerstückelt um später auch handeln zu können. Somit könnte ich ein Token in Bruchteilen erwerben und in diesem Verhältnis am Wert der Immobilie partizipieren. Das ist auf unserer Roadmap und das sehen wir klar, ist aber derzeit nicht unser Steckenpferd. Wir sind keine Immo-Experten, sondern Krypto-Experten. Wir bewegen uns in Richtung Stablecoin, Richtung Finanzwelt, aber auf unserer Roadmap sehen wir den Real-Estate-Token kommen. Wir wollen auf unserer Plattform Digitale Assets anbieten, sei es Immobilien, Aktien, Edelmetalle oder Kryptowährungen, womit unsere Kunden handeln möchten.

Glauben Sie, dass die Tokens die klassischen Immobilienfonds ersetzen werden, wenn sie so einfach über Plattformen handelbar sind?

Ja, das ist denkbar. Wir haben das Ziel, dass Dinge leichter zugänglich gemacht werden. Viele junge Menschen können sich nicht vorstellen, was hinter einem klassischen Immobilienfonds steckt. Das Problem bei aktiv gemanageten Fonds ist zusätzlich die hohe Gebührenbelastung. Ein Token hat hier natürlich eine andere Konkurrenzfähigkeit, wenn man das auf ein Asset niederbricht. In einem Immobilienfonds hab ich für gewöhnlich nicht nur eine Immobilie drinnen und bei einem Token kann ich mich dazu entscheiden, mich nur in einer einzigen Immobilie zu partizipieren.

Ist der Eigentümer dann im Grundbuch eingetragen?

Das ist eine interessante Frage. Im Sinne der Handelbarkeit, wäre es im Grundbuch schwer darstellbar, da es nicht so schnell mithalten kann. Da bräuchte man auch im österreichischem Gesetz ein Umdenken beim Grundbuch. Man müsste hier auch den Weg der Digitalisierung bestreiten, idealerweise macht man das gemeinsam. Ich könnte mir hier ein Grundbuch auf Blockchain-Basis vorstellen. Das würde relativ leicht gehen mit Smart Contracts. Was wir hier außen vor lassen, sind die steuerrechtlichen Themen. Man kann nicht bei jeder Transaktion eine Grunderwerbsteuer zahlen, denn sonst ist das Produkt nicht mehr attraktiv.

 

„Bitpanda“ ist eine österreichische Krypto-Exchange-Plattform mit Sitz in Wien für Retailkunden. Derzeit sind 30 Coins auf der Plattform handelbar und bei jeder Transaktion wirkt Bitpanda als Counterpart. Mehr Info: klick