Warren Buffetts Berkshire Hathaway (WKN:A0YJQ2) verwaltet unglaubliche 200 Mrd. US-Dollar. Obwohl Buffett für seine langfristige Strategie bekannt ist, hat er keine Angst, Unternehmen zu verkaufen, wenn er glaubt, dass sein Geld woanders besser eingesetzt werden kann.

Weil Berkshire Hathaway so groß ist, neigt es dazu, riesige Anteile an Unternehmen zu besitzen, die über Monate hinweg aufgebaut wurden. Daher ist die Aussicht, gegen das Orakel von Omaha zu wetten, nicht angenehm. Glücklicherweise werden die Aktien, die Berkshire Hathaway verkauft, jedes Quartal im 13F-Bericht veröffentlicht, den das Unternehmen bei der Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, kurz SEC) einreicht. Entsprechend der jüngsten Offenlegung haben Verisk Analytics (WKN:A0YA2M), Phillips 66 (WKN:A1JWQU), American Airlines (WKN:A1W97M) und United Continental (WKN:A1C6TV) alle im letzten Quartal Berkshires Gunst verloren.

Verisk Analytics

Berkshire Hathaway war in den 1970er Jahren einer der Gründer von Verisk Analytics und das einzige Gründungsmitglied, das noch alle seine Aktien hatte, als Verisk 2009 an die Börse ging.

Im zweiten Quartal fand diese Geschichte jedoch ein Ende. Wie ich im Mai ausführte, verkleinerte Buffett die Position im ersten Quartal auf ein winziges Minimum. Letztes Quartal veräußerte Berkshire die restlichen 284.778 Aktien.

Buffett schwieg darüber, warum er entschieden hat, dass jetzt der richtige Zeitpunkt zum Verkaufen wäre. Die Expansion des Unternehmens in andere Märkte, die seine Abhängigkeit von Schaden- und Unfallversicherungskunden wie Berkshires GEICO verringert hat, könnte jedoch ein Grund sein. Es ist auch wahrscheinlich, dass Verisk Analytics sich in diesem Jahr auf ein Allzeithoch zubewegt und damit den Gewinn zu attraktiv machte. Der IPO-Preis lag bei 22 US-Dollar — vor Kurzem stand der Aktienkurs höher als 116 US-Dollar.

Die Tatsache, dass Verisk Analytics trotz der Verkäufe von Berkshire Hathaway steigen konnte, ist faszinierend. Da Berkshire nun keine Aktien mehr zum Verkaufen hat, wird es interessant, was als nächstes mit dem Aktienkurs dieses Unternehmens passiert. In der Vergangenheit sind Aktien wie Walmart und IBM nach Berkshires Ausstieg ebenfalls gestiegen. Berkshires Anteil an Verisk Analytics war aber deutlich geringer als bei diesen zwei Riesen, deshalb fiel Berkshires Verkauf von Verisk hinsichtlich des Aktienkurses wahrscheinlich nicht sehr ins Gewicht.

Dennoch könnte es sich lohnen, ein Auge auf Verisk Analytics zu werfen, da die Umsätze und Erträge steigen. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 15 % auf 601 Mio. US-Dollar, davon 7 % organisches währungsbereinigtes Wachstum, und der Gewinn pro Aktie stieg um 29 % auf 1,06 US-Dollar.

Unternehmen gehaltene Aktien in Q2 2018 verkaufte Aktien Änderung der gehaltenen Aktien in % Restwert
Phillips 66 34.729.514 10.960.378 (23,99 %) 4,2 Mrd. USD
Verisk Analytics 0 284.778 verkauft 0 USD
American Airlines 44.700.000 1.300.000 (2,83 %) 1,7 Mrd. USD
United Continental 26.684.542 1.021.421 (3,69 %) 2,2 Mrd. USD

AKTUELLE POSITIONEN ZUM 30. JUNI 2018. DATENQUELLE: BERKSHIRE HATHAWAY SEC-BERICHT 13F, EINGEREICHT AM 14. AUGUST 2018.

Phillips 66

Vielleicht war Buffetts Entscheidung, mehr Anteile an Phillips 66 — einem Öl- und Gastransport-, Lager-, Raffinerie- und Vermarktungsunternehmen — in diesem Quartal zu verkaufen, sehr überraschend. Berkshire Hathaway hat im ersten Quartal 35 Mio. Aktien von Phillips 66 verkauft. Diese Entscheidung schien jedoch durch den Wunsch ausgelöst worden zu sein, den Anteil von Berkshire unter 10 % zu senken, um den Regulierungsaufwand zu verringern.

Berkshire Hathaway besaß im zweiten Quartal etwa 9,8 % von Phillips 66, zuvor waren es 16 % gewesen. Aber anscheinend war das nicht wenig genug. Im zweiten Quartal verkaufte Buffett weitere 10,9 Mio. Aktien und reduzierte damit die Position um rund 24 % auf 34,7 Mio. Aktien.

Die Verkaufsentscheidung wurde getroffen, obwohl die Aktien von Phillips 66 neue Höchststände erreichten. Zugleich erfolgte der Verkauf kurz vor der Veröffentlichung der Finanzergebnisse des zweiten Quartals, die die Schätzungen der Branchenbeobachter sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn übertrafen. Konkret stieg der Umsatz des Unternehmens um 21 % auf 29,7 Mrd. US-Dollar und der verwässerte Gewinn pro Aktie stieg von 1,06 US-Dollar im zweiten Quartal 2017 auf 2,84 US-Dollar. Das Raffinationsgeschäft war mit einem Nettogewinn von 910 Mio. US-Dollar, verglichen mit 224 Mio. US-Dollar im Vorjahr, die stärkste Sparte.

Häufig deutet ein bedeutender Verkauf einer Aktie durch Berkshire Hathaway darauf hin, dass die Veräußerung fortgesetzt wird. Da die Auslastung der Raffineriekapazitäten von Phillips 66 im letzten Quartal bei 100 % lag, bewegen sich die Ölpreise in der Nähe von Höchstständen. Da sich die Aktie von Phillips 66 erholt hat, könnte jetzt ein guter Zeitpunkt sein, um seine Gewinne mitzunehmen, zumal Berkshire immer noch eine Menge Aktien besitzt, die es verkaufen könnte.

United Continental

Berkshire Hathaway kaufte 2016 zum ersten Mal Aktien einer Fluggesellschaft und seitdem kam eine Reihe weiterer dazu. Buffett hat vor Kurzem seine Anteile an Southwest Airlines (WKN:862837) und Delta Air Lines (WKN:A0MQV8) erhöht und Berkshires Beteiligungen an American Air und United Continental reduziert.

Steigende Kerosinpreise und andere Kosten haben die Gewinnmargen der Branche im vergangenen Jahr beeinträchtigt. Die Betriebsmargen von American und United Continental liegen mit 9 % deutlich unter denen von Southwest und Delta. American Air hat wegen einer hohen Schuldenlast zweifellos eine der schwächsten Bilanzen der vier Unternehmen. Hohe Kosten könnten den Gewinn in diesem Jahr weiter unter Druck setzen. Alternativ hat sich der Kurs der United-Continental-Aktie im Jahr 2018, insbesondere nach den Ergebnissen des zweiten Quartals, gut erholt. Im Quartal konnte United Continental aber den Umsatz pro durchschnittlicher Flugmeile pro Sitz mehr als erwartet erhöhen. Dies veranlasste das Management dazu, die Prognose für den bereinigten Gewinn pro Aktie für das Gesamtjahr von mindestens 7 US-Dollar auf mindestens 7,25 US-Dollar  anzuheben.

Warren Buffetts Vorliebe für Southwest und Delta Air könnte darauf hindeuten, dass diese beiden seine Lieblingsaktien in der Branche sind. Wenn dem so ist, könnten die Investoren es in Erwägung ziehen, einige der Anteile an American und United Continental zu verkaufen. Im Juni besaß Berkshire Hathaway noch immer 26,7 Mio. Aktien von United Continental und 44,7 Mio. Aktien von American Airlines. Wenn Buffett diese Positionen weiter auflöst, könnten die Aktienkurse weiter unter Druck kommen.

Das einfache Geheimnis, die besten Aktien zu kaufen

Wie Warren Buffett einmal sagte, musst du keinen IQ eines Genies haben, um ein großartiger Investor zu sein. Alles was du dafür brauchst ist einfache Mathematik, das Wissen auf welche Zahlen du schauen musst und etwas gesunden Menschenverstand. In unserem kostenlosen Spezialbericht "15 Bilanzkennzahlen, die dich zu einem besseren Anleger machen" teilen wir 15 Bilanzkennzahlen mit dir, mit Hilfe derer du die Aktien mit den besten Zukunftsaussichten identifizieren kannst. Klick hier, um kostenlosen Zugang zu diesem Sonderbericht zu erhalten.

The Motley Fool besitzt Aktien von Verisk Analytics. The Motley Fool empfiehlt Berkshire Hathaway (B-Aktien) und Southwest Airlines.

Dieser Artikel wurde von Todd Campbell auf Englisch verfasst und am 15.08.2018 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.