Den anwesenden ausländischen Pressevertretern stockt der Atem, dem Vertreter des heimischen Senders „Linksfunk“ schießen die Tränen in die Augen…

So eine Sportveranstaltung hatte er schon lange nicht mehr kommentiert, es ist das spannendste Finale eines Parallelwettbewerbes einer Weltmeisterschaft, das man sich vorstellen kann.

Wie schon so oft im Weltcup wird das Finale von einer Österreicherin und einer Argentinierin ausgetragen, wobei die Argentinierin Alejandra de Erzberg eigentlich auch auf österreichische Vorfahren zurückblicken kann und immer wieder bei Ihren Verwandten in der Steiermark trainiert…

Trotzdem, heute soll und muss die österreichische Lokalmatadorin Viktoria Donna Witz gewinnen, überhaupt scheint die Linzerin in Topform zu sein…

Der Wettkampf ist fast zu Ende, beide Spitzensportlerinnen liegen gleich auf…

Viktoria Donna Witz sticht hinein, gleißendes Licht, weißes Herumgespritze überall, bange Sekunden, endlich am Ziel…

Dann der Gong, sie hat es geschafft und die Weltcupführende und mehrfache Weltmeisterin Alejandra de Erzberg um eine hundertstel Sekunde geschlagen, Viktoria Donna Witz aus Linz ist erstmals Weltmeisterin…

Der seit 2034 amtierende Kutzbüchler Langzeitbürgermeister Benedikt Gschaftl-Huber von der Hoferer-Mantua-Bürgerliste drängt sich in die Kameras: „Mir habt ihr das zu verdanken, mir ganz allein, ich habe aus Kutzbüchel wieder eine Stadt mit Weltruhm gemacht und die Weltmeisterschaften der Damen im manuellen Fahren von mit Alteisen betriebenen Hochöfen zu uns geholt. Ich, ich und nur ich habe dafür gesorgt, dass Österreich nunmehr wieder eine Weltklassesportnation geworden ist und jetzt wieder eine neue Weltmeisterin hat. Viktoria Donna Witz, wir gratulieren Dir, auch wenn du aus Linz kommst…“

Dann der obligatorische Auftritt der Volkstanzgruppe, der Kirchenchor des Domes zur heiligen Barbara jubiliert „…seh ich die rote Wolke stehn, von unserm Eisenwerk….“, worauf ein Raunen „das ist unser Lied, so eine Frechheit…“ durch die zahlreich anwesende Linzer Fangemeinde geht…

Posaunen schmettern – dann Stille, auf dem Riesenscreen wird der Film „Stahlstadt Kutzbüchel“ gezeigt. Es wird die ganze Geschichte erzählt: Wie seinerzeit im 10. Jahr der Corona-Pandemie der Benedikt Gschaftl-Huber als Oppositionsführer im Gemeinderat den Vorschlag gemacht hatte, Kutzbüchel möge sich doch wieder auf die ursprünglichen Werte besinnen. Man forschte in den Archiven und fand aus der Zeit vor der Umsetzung des Inhalts der Piefke-Saga doch noch vereinzelte Dokumente, die belegt haben, dass die ganze Region ihren einstigen Wohlstand dem Bergbau und nicht dem Tourismus verdankte…

Plötzlich fiel es den Menschen wie Schuppen von den Augen, ein ehemaliger englischer Schilehrer und Coronaparty-Experte, der Welder John, schlug vor, doch wirklich irgendwas mit Stahl zu machen, man habe doch einen ganzen Berg an Sekundärrohstoffen vor Ort, die man als Schrott einsetzen könnte und gar nicht mehr einkaufen müsste, zum Beispiel die Gondelbahnen, die Stützen und Seile der Schilifte und vieles mehr… Weiters schlug er vor die geschlossenen Hotels als Kantinen und Arbeiterwohnheime zu nutzen…

Bedenken ob ein Stahlstandort Kutzbüchel von den Lohnkosten her mit Asien konkurrieren könnte waren schnell zerstreut als Recherchen ergeben hatten, welches Lohnniveau mittlerweile in Asien herrschte. Als dann der „Fachverband arbeitslosen Tourismuspersonals“ bestätigte, dass alle Mitglieder dieses fast 160.000 Mitglieder umfassenden Verbandes bereit wären als Stahlwerksarbeiter zu arbeiten und mit dem Tourismuskollektivvertrag von 2020 entlohnt zu werden kam der Durchbruch…

Die Mitglieder des „Heimatvereins kapitalistischer Zweitwohnsitzer“ beschlossen eine AG zu gründen und ein Stahlwerk zu errichten…

Die Eröffnung dieser modernen Fabrik im Jahre 2034 war ein voller Erfolg. Benedikt Gschaftl-Hubers Hoferer-Mantua-Bürgerliste erhielt bei der kurz danach stattfindenden Gemeinderatswahl 97 Prozent der Stimmen, nachdem alle Oppositionsparteien empfohlen hatten, ihn und seine Bürgerliste zu wählen, schließlich war er es, der den entscheidenden Impuls für den Wiederaufstieg der Stadt während der immer noch andauernden Pandemie gelegt hatte. Auch Prof. Dr. h.c. John Welder – mittlerweile überall liebevoll der „Schweißer Hansi“ genannt – ging nicht leer aus: Er wurde als „Minister für den Rückbau sämtlicher touristischer Einrichtungen“ nach Wien berufen und amtiert immer noch…

Dann wieder die Fanfaren, Viktoria Donna Witz bekommt den aus heimischen Stahlschrott gegossenen Pokal und als Hauptpreis einen Depotauszug mit 1.000.000 Stück des Internationalen-Stahlwerks ETFs. Überall fließen Freudentränen… Frau Bundeskanzlerin Emma Schlosser tritt ans Mikrophon und spricht salbungsvolle Worte, die sie mit dem denkwürdigen Satz beschließt: „Ich bin keine Berlinerin, ich bin auch keine Kutzbüchlerin – aber ich war und bin Stahlarbeiterin.“

Jubel überall – heute wurden alle 10 Millionen österreichischen Pandemie- und Fußballexperten zu Stahlarbeitern und Stahlarbeiterinnen umgeschult…

Glück auf, dass es so kommen möge, unser Land hätte diesen Erfolg wirklich verdient…

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