BÖRSE EXPRESS: Börse Express: Wie beurteilen Sie als neues ZFA-Vorstandsmitglied an sich den österreichischen Zertifikatemarkt?

Uwe Kolar: Wir hatten im österreichischem Zertifikate-Markt die letzten Monate ein schönes Wachstum - Ende Jänner hat dieser ein Volumen von 14 Mrd. Euro erreicht, was selbst den Vergleich mit dem deutschen Markt nicht scheuen bracht. Das Interesse der Anleger geht stark in die Richtung: Denn es ist ein Trend, dass die Anleger zwar das Sicherheitsbedürfnis eines Sparbuchs haben wollen, nicht aber die dortigen Zinsen. Mit Garantiezertifikaten wird dieses Bedürfnis gestillt - hier kommt das Wachstum eindeutig von Kunden aus dem Sparbuchbereich, nach einigen Jahren mit Zinsen am Gefrierpunkt. Und dass immer weniger Anleger auf steigende Zinsen warten. Etwas mehr Risiko mit Wertpapieren zu nehmen ist nicht mehr ganz tabu.

Die 14 Milliarden sind nicht nur getragen von der Garantiezertifikaten, sondern auch von Anlegern, die Chancen im Markt suchen. Denn es gibt immer mehr, die ihre eigene Meinung zum Markt abbilden möchten, vor allem über Bonus-Zertifikate: Express- und Aktienanleihen. Diese Bereiche hatten auch schöne Zuwachsraten. Viele Kunden bilden ihr Einzeltitelengagement mittlerweile intelligenter mittels Teilschutzprodukten ab, nehmen zum Teil Gewinne mit und wenden sich dem nächsten Anlagethema oder Trend zu.

 

Gibt es mit Ihnen im ZFA einen neuen Fokus?

Mir ist Bildung ein besonderes Anliegen – das ist im ZFA jedoch kein neuer Weg. Leider sind wir in Österreich, was Financial Literacy und Verständnis für den Kapitalmarkt betrifft, sicher hinten nach. Ich bin der Meinung, es geht in erster Linie um Allgemeinbildung und oft auch um finanziellen Hausverstand. Es beginnt bereits beim Prozentrechnen – da geht es noch gar nicht darum, dass man den Zusammenhang zwischen Zinsniveau und Kursbewegung einer Anleihe erklären kann – aber, dass 100 Prozent zwischen einem Zinskupon von 7 und 14 Prozent liegen ist oft bereits schwierig. Das Vermitteln des wirtschaftlichen Hausverstands müsste eigentlich in der Volksschule beginnen.

 

Im Jänner wurde ein Produkt auf ams ausgezeichnet, diesmal holte sich den Titel Zertifikat des Monats ein Basket auf österreichische Aktien aus Ihrem Haus. Zufall, oder wurde der österreichische Aktienmarkt als Basiswert-Bringer für Zertifikate-Emittenten interessanter?

Es ist eher so, dass wenn der Österreicher Aktien kauft, er eine lokale Geschichte oder persönlichen Bezug dazu möchte – und er meint mehr über das Unternehmen zu wissen, oder besser zu kennen. Unter den Top-10-Aktien in österreichischen Depots sind im Schnitt sieben österreichische Namen zu finden: Je westlicher man in österreichische Depots schaut, kommen dann noch Titel wie Bayer, BMW, Siemens sowie konservativere Titel wie Novartis und Roche dazu.

 

7,25%, wie in diesem Fall, sind im Nullzinsumfeld ein stattlicher Kupon. Da Rendite und Risiko an der Börse immer Hand in Hand gehen: Gibt es aus Ihrer Erfahrung heraus, vielleicht auch aus einer Studie, eine Zinsschwelle, die spekulativ und konservativ eingestellte Anleger trennt?

Dazu zwei Wahrnehmungen: Sehr hohe Kupons sind oft hinderlich – ein 15-Prozent-Zinskupon zeigt sicher schon mehr Risiko und ist eher für spekulativere Anleger geeignet, da kann die Barriere gar nicht tief genug sein. Unter vier Prozent wird’s z.B. bei Express-Anleihen aber auch schwierig, Interessenten zu finden.

 

Und vergleichen Kunden zwischen diesen Grenzen wirklich, oder bleibe ich bei der Erste Group, wenn ich mit dieser gute Erfahrungen machte?

Verglichen wird sehr wohl – oft wird dabei dann aber nicht Gleiches mit Gleichem verglichen: Etwa die Zinskuponhöhe – und das unabhängig davon ob der Kupon fix oder nur bedingt gezahlt wird.

 

Mit welchem Argument kommt der Sparbuch-Anleger eigentlich ins Garantiezertifikat?

Kapitalgarantierte Indexprodukte werden auch für konservative Anleger interessant, denn wenn die Märkte fallen haben diese im worst case genauso viel wie vorher am Sparbuch, also eine Nullverzinsung. Jedoch hier mit der Chance, nach oben bei guten Marktentwicklungen mit zu partizipieren und etwas mehr zu bekommen – diese Chance gibt’s beim Sparbuch nicht.

 

Die Erste Group ist ähnlich breit ausgerichtet wie die UniCredit – mit einem Zertifikateteam und je einer langjährigen Fondshistorie. Jetzt nutzt die UniCredit – onemarkets – das und legt immer wieder Zertifikate mit einem Fonds als Basiswert auf. Warum ist das bei Ihnen nicht so?

Wir hätten theoretisch die Möglichkeit, der Kundenwunsch kommt auch öfter. Wir haben in unseren aktuellen Emissionsprospekten nicht die Möglichkeit die kompletten Fondsbestimmungen zu integrieren um das sauber abzubilden. Dafür müssten wir extra ein Team von Juristen einstellen, was schlussendlich der Kunde zahlen müsste. Ich fühle mich mit unserem Produktangebot aber sehr wohl – mir ist wichtig, dass der Kunde weiß, was ihn bei uns erwartet und er angeboten bekommt. Dies beginnt bei konstanten Barrieren und ebensolchen Auszahlungsprofilen bei den Produktpaletten und endet bei der Art der Zinszahlung – also etwa fixe oder bedingte Kuponszahlungen bei Expressanleihen.

 

Sie erwähnten zuvor, dass immer mehr Anleger eigene Ideen mit z.B. Bonus-Zertifikaten umsetzen. Wie sehen Sie da den Trend Anlegern anzubieten, sich ihr eigenes Zertifikat zu erstellen?

Ich glaube, dass das im Bereich Private Banking durchaus ein Thema sein kann. Glaube aber, dass man hierbei sehr viel Zusätzliches produziert und damit, aber außer vielen Kennnummern, nicht einen wirklichen Mehrwert. Über eine gezielte Suche kann man sicher auch jetzt schon seine Anlageideen zu einem überwiegenden Prozentsatz in einem vorhandenen Produkt wiederfinden.

 

Heißt, Sie werden zumindest nicht in Kürze mit so einem Tool starten.

Kann man so sagen.

 

In der aktuellen ZFA-Umfrage wird abgefragt: „Welche Zertifikatestruktur erscheint Ihnen in der gegenwärtigen Marktphase am geeignetsten? Welches der Produkte – siehe hier – würden Sie ankreuzen?

Für mich ganz klar - Bonus-Zertifikate. Denn nach zehn Jahren steigender Aktienmärkte denke ich, dass die Luft nach oben dünner werden könnte. Und mit einem Bonus-Zertifikat kann ich auch bei einem seitlich oder leicht fallenden Markt immer noch mehr verdienen, als wenn das Geld auf dem Sparbuch liegt. Dazu passt auch, dass sich bei Aktienanleihen in den vergangenen Monaten die Nachfrage unserer Kunden verstärkt Richtung teilgeschützter Protect-Varianten verschoben hat, zu Lasten etwas tieferer Kupons jedoch mit mehr Schutz bei volatileren Märkten.

 

Vielleicht ein kurzer Rückblick – was verkaufte sich in der Erste Group im Vorjahr gut?

Bei den Kapitalgarantien lief unsere Smart Invest Idee, ein breit aufgestelltes AssetklassenPortfolio abgebildet mit ETFs, mit 1:1 Partizipation und Garantie am Laufzeitende sehr gut.

Bei Express-Anleihen verkauften sich die österreichischen Namen voestalpine, OMV, Raiffeisen Bank International sowie Erste Group am Besten. Da könnten wir beinahe wöchentliche Emissionen machen.

 

Abschließend – aufgrund des Umfelds sind Sie für den Zertifikatemarkt wahrscheinlich weiter positiv gestimmt?

Ja, dazu trägt die anhaltend unbefriedigende Verzinsung von Einlagen und Sparguthaben sowie die unattraktive Rendite von einfachen Anleihen bei. Derzeit bieten viele einfache Anleihen nach KESt und Inflation negative Rendite. Der Anleger kauft sich also eine Entwertung seines Vermögens. Die aktuelle Frage ist somit, wie man die Anleger weg vom Sparbuch hin zum Wertpapier, zur höherwertigen Anlageform bekommt? Nach fünf Jahren Nullzinsniveau schauen sich viele bereits nach besser geeigneten Geldanlagen für ihr Vermögen um. Aber es braucht Zeit. Das Argument, man braucht Liquidität, falls die Waschmaschine oder etwas anderes im Haushalt kaputtgeht, wirkt immer noch stark. Wir rechnen dann immer gerne vor, dass jeder Österreicher im Schnitt mehr als 50 Waschmaschinen am Sparbuch als Reserve liegen hat.

Wir sehen mit der Strategie Erfolge, den Anlegern ein „Core-Satellite“-Modell anzubieten. Ein Gutteil des Ersparten ist sicher und breit gestreut veranlagt, zusätzlich gibt es Satelliten und Ideen mit besonderen Themen, auf die sich der Anleger einlassen möchte: das können dividendenstarke Aktien sein, Technologie oder sonst ein gängiges Anlagethema. Wir haben die Beobachtung gemacht, dass wir Sparer mit Ideen sehr wohl für das Thema Wertpapier interessieren können. Aber viele brauchen dazu eben auch die Sicherheitskomponenten, die Anleger wollen wissen, was sie wann und wie zurückbekommen. Und genau DAS bietet die Zertifikate-Branche mit ihren klaren Auszahlungsprofilen und auch individuellen Varianten. < Mehr zum Zertifikat des Monats siehe nächste Seite, alle Nominierungen gibt’s in der Sondernummer hier zum DownloadWir sehen mit der Strategie Erfolge, den Anlegern ein „Core-Satellite“-Modell anzubieten. Ein Gutteil des Ersparten ist sicher und breit gestreut veranlagt, zusätzlich gibt es Satelliten und Ideen mit besonderen Themen, auf die sich der Anleger einlassen möchte: das können dividendenstarke Aktien sein, Technologie oder sonst ein gängiges Anlagethema. Wir haben die Beobachtung gemacht, dass wir Sparer mit Ideen sehr wohl für das Thema Wertpapier interessieren können. Aber viele brauchen dazu eben auch die Sicherheitskomponenten, die Anleger wollen wissen, was sie wann und wie zurückbekommen. Und genau DAS bietet die Zertifikate-Branche mit ihren klaren Auszahlungsprofilen und auch individuellen Varianten.

 

Mehr zum Zertifikat des Monats gibt’s in der Sondernummer hier zum Download