Vier rumänische Paketzusteller schamlos ausgebeutet und dann in die Insolvenz geschlittert: AK erkämpfte offene Ansprüche
18.01.2019 | 09:02
Linz (OTS) - Fast 400 Rechtsakte musste die AK Oberösterreich in den vergangenen drei Jahren anlegen, um Beschäftigten im Kleintransportgewerbe zu ihrem Recht zu verhelfen. So auch im Falle von vier rumänischen Paketzustellern, die zweieinhalb Wochen lang schamlos ausgenutzt und dann – ohne jegliche Zahlung – vor die Tür gesetzt wurden. Die AK klagte und sicherte ihnen letztlich ihre offenen Ansprüche aus dem Insolvenzfonds. „Kaum eine Branche beschäftigt unsere Juristinnen und Juristen so sehr wie das Transportwesen“, berichtet AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Er fordert, dass Lohnvorenthaltung ein Straftatbestand werden soll.
Vier rumänische Arbeitnehmer wurden über das Internet auf eine Stellenausschreibung eines großen niederösterreichischen Paketdienstes aufmerksam. Telefonisch wurde ihnen ein Nettolohn von 1.600 Euro versprochen – frohen Mutes reisten sie nach Österreich und nahmen die Arbeit auf. Zwei von ihnen fuhren zweieinhalb Wochen lang durchgehend Pakete aus. Dann wurden alle vier Arbeitsverhältnisse während der Probezeit aufgelöst.
Der Arbeitgeber bot ihnen 50 Euro für die Heimreise nach Rumänien an. Dieses unmoralische Angebot nahmen die Männer nicht an und wandten sich an die AK Oberösterreich. Diese intervenierte beim Unternehmer – vorerst erfolglos. Darum klagte die AK die offenen Ansprüche ein und bekam vollinhaltlich Recht. Da das Unternehmen inzwischen in die Insolvenz geschlittert war, bekamen die Arbeitnehmer ihr Geld – jeweils rund 3.300 Euro brutto – aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds.
„Das ist nur einer von vielen Fällen, in denen Beschäftigte für ihre Arbeit gar nichts oder zu wenig bezahlt bekommen. Dieser Umgang ist respektlos und bringt die Menschen in existenzielle Schwierigkeiten“, beklagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Insbesondere in der Transportbranche herrschen üble Sitten. Die Arbeitnehmer leisten hervorragende Arbeit – oft von frühmorgens bis spät in die Nacht hinein – und werden dafür schlecht oder gar nicht bezahlt. „Das Einzige, was gegen derartige Methoden und systematischen Lohnraub hilft, sind saftige Strafen. Wir fordern daher, dass Lohnvorenthaltung zum Straftatbestand wird. Nur dann schrecken die Unternehmer davor zurück, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern regelmäßig Geld schuldig zu bleiben.“