VIRUS/ROUNDUP: Virus schockt Finanzmärkte - Furcht vor wirtschaftlichen Folgen
24.02.2020 | 16:25
Gerade erst war an den Finanzmärkten die Sorge wegen des Coronavirus abgeebbt - doch damit ist es jetzt vorbei. Aktienkurse brachen zum Wochenbeginn ein, die Ölpreise gaben nach. Gefragt waren hingegen Anlagen wie Gold und Staatsanleihen, die als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten gelten. Der Grund für die Turbulenzen: Die Anzahl der Infizierten ist in Italien übers Wochenende deutlich gestiegen, in China ist die Zahl der Toten durch das Virus sprunghaft angestiegen und auch Südkorea ist zunehmend betroffen.
"Klar ist, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie erheblich sein werden", kommentierte Michael Bissinger, Experte bei der DZ Bank. Schäden durch Produktionsausfälle, gestörte Lieferketten, eingeschränkte Konsummöglichkeiten und die Ausfälle im Reiseverkehr seien vor allem für China und die asiatischen Anrainerstaaten schon jetzt beträchtlich.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte bereits seine
Wachstumsprognose für China und laut Unicredit
Mit Blick auf Deutschland gehen Volkswirte führender deutscher
Finanzinstitute davon aus, dass die Epidemie eine Konjunkturerholung
verzögern könnte. Denn China ist ein wichtiger Handelspartner
Deutschlands. Für die Autobauer BMW
Branchen-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet 2020 im Vergleich zum Vorjahr weltweit mit einem Rückgang der Produktion um 2,7 Millionen Fahrzeuge. Die deutsche Autoindustrie sei wegen des hohen China-Anteils von 35 Prozent am Gesamtumsatz besonders betroffen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt denn auch vor möglichen Auswirkungen des Virus auf die Konjunktur und ruft die Politik zum Handeln auf. "Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. "Die Bundesregierung muss jetzt schleunigst wirtschaftspolitische Impulse für eine Belebung des Wachstums liefern." Die über 5000 deutschen Unternehmen in China seien derzeit in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt.
Stockt die Produktion in chinesischen Fabriken länger, weil sie
wegen des Virus geschlossen bleiben, geraten auch deren Kunden in
Bedrängnis. Apple
Ein zusätzliches Problem ist laut Experte Nielsen, dass Notenbanken nicht auf solche Angebotsschocks reagieren können. Die Geldhüter können zwar bei einer trägen Nachfrage versuchen, etwa mit Billiggeld die Kauflaune von Unternehmen und Konsumenten anzukurbeln. Gibt es aber schlicht wenig oder nichts zu kaufen, nutzt das nichts.
Wird weniger produziert, muss auch weniger transportiert werden. Das
bekommen als erstes Logistikkonzerne und Fluggesellschaften zu
spüren. Ihre Aktien zählten neben den Papieren deutscher Autobauer
zum Wochenstart zu den größten Verlierern. Für den deutschen
Leitindex Dax
Unter Druck gerieten auch Papiere der Luxusbranche, weil hier ein großer Teil des Umsatzes auf Käufen von Touristen basiert. Die Luxusgüter-Branche rechnet laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG) wegen des Coronavirus mit Belastungen bei Umsatz und Gewinn in Milliardenhöhe.
Die Konjunkturängste drückten auch auf die Ölpreise. Denn werden die
Wirtschaftsaktivität und die Reisetätigkeit ausgebremst, fällt das
ohnehin schon bestehende Überangebot am Ölmarkt noch größer aus,
erklärt Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank
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