Der durchschnittliche aktivistische Fondmanager schneidet beim Verkauf von Aktien nicht besser ab als der Zufall. Beim Aktienkauf schlagen die Fondsmanager den Zufall allerdings sehr wohl. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie, die die Käufe und Verkäufe ausgewählter long-only-Fondsmanager – also jene, die ausschließlich auf steigende Kurse setzen – im Zeitraum von 2000 bis 2016 untersuchte. Die entsprechende Studie findet ihr übrigens hier.

Die professionellen Fondsmanager könnten sich also getrost ausschließlich der Aktienauswahl beim Kauf widmen und die Verkaufsauswahl dem berühmten Darts werfenden Schimpansen überlassen.

Nicht so voreilig. Nur weil die Verkaufsentscheidungen heute schlechter als der Zufall sind, müssen sie es nicht auch morgen noch sein. Ein guter Ausgangspunkt für die Verbesserung unserer Verkaufsentscheidungen ist die Betrachtung der drei möglichen Gründe, die meiner Meinung nach zu diesem Rendite-Schiefstand zwischen Kauf- und Verkaufsentscheidungen führen. Diese werden teilweise auch von der genannten Studie bestätigt.

Nr. 1: Die fehlende Feedback-Schleife bei Verkaufsentscheidungen

Während die Performance von Kaufentscheidungen in der Regel verfolgt wird – wenn du das nicht tust, solltest du damit anfangen – tun wir das bei Verkaufsentscheidungen vielleicht nicht so sorgfältig. Bei Verkaufsentscheidungen erhalten wir also möglicherweise weniger Feedback, ob sich unsere Entscheidungen als richtig oder falsch herausstellten. Wenn man nicht weiß, ob man die richtige oder falsche Entscheidung getroffen hat, kann man aus ihnen auch nichts für künftige Entscheidungen lernen. Es gibt also wohl deutlich weniger Feedback-Schleifen bei Verkaufsentscheidungen als bei Kaufentscheidungen.

Nr. 2: Weniger Sorgfalt bei Verkaufsentscheidungen

Vielleicht geht es dir wie mir. Anteile an erfolgreichen Unternehmen zu erwerben ist für mich noch immer eine aufregende Situation. Vielleicht führt diese Aufregung dazu, sich bei Kaufentscheidungen mehr Zeit zu nehmen. Man wägt unterschiedliche Optionen gegeneinander ab und sucht nach dem besten Unternehmen zum besten Preis. Der Verkaufsprozess hingegen ist möglicherweise mit deutlich weniger Aufregung belegt. Oft geht es vielleicht einfach nur darum, Kapital für eine aufregende neue Kaufentscheidung freizuschaufeln.

Nr. 3: Wir verführen uns selbst zu falschen Entscheidungen

Auch wenn wir es uns vielleicht nicht immer eingestehen möchten, ein Verlust schmerzt uns deutlich mehr, als ein Gewinn in gleicher Höhe uns Freude bereitet. Das kann beim Investieren dazu führen, Verluste auszusitzen und Gewinne viel zu früh zu realisieren. „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ und „einen Verlust mache ich nur dann, wenn ich ihn auch realisiere“ sind daher vielleicht die gewichtigsten Gründe für den Rendite-Schiefstand beim Vergleich von Kauf- und Verkaufsentscheidungen.

Was es zu tun gilt

Wollen wir künftig bessere Verkaufsentscheidungen treffen, sollten wir versuchen, den drei genannten Gründen aus dem Weg zu gehen. Wir sollten bei Verkaufsentscheidungen gleich viel Sorgfalt walten lassen wie bei Kaufentscheidungen, die Gründe für die Verkaufsentscheidungen dokumentieren und von Zeit zu Zeit vergangene Entscheidungen prüfen und, ganz besonders wichtig, wir sollten uns auch bei Verkaufsentscheidungen nicht von unseren Emotionen leiten lassen.

Das bedeutet eine Menge Arbeit. Diese Arbeit wird sich über einen langen Zeitraum in Form von besseren Verkaufsentscheidungen und besseren Renditen bezahlt machen.

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