Erfahrene Investoren freuen sich jedes Jahr auf den letzten Monat des Winters, denn dann gibt der CEO von Berkshire Hathaway (WKN:854075) (WKN:A0YJQ2), Warren Buffett, seinen jährlichen Brief an die Aktionäre von Berkshire heraus. Das Schreiben geht einher mit den Finanzergebnissen des Versicherungsriesen für das Gesamtjahr und die Investoren erhalten einen guten Eindruck, wie Berkshire als Maßstab für die Gesundheit des Gesamtmarktes abgeschnitten hat.

In diesem Jahr gibt es viele Schlagzeilen über den Gewinn, den Berkshire 2018 erzielte, da er viel kleiner ausfiel als in den vergangenen Jahren. Doch ein großer Teil dieser Veränderung kommt von einem einzigen Faktor und Buffett selbst hatte nicht nur vorausgesagt, dass so etwas passieren würde, sondern teilte auch gegen die Faktoren aus, die diesen Rückgang verursachten. Am Ende hat eine einfache Bilanzierungsänderung Berkshires Ergebnisse fast bedeutungslos gemacht und es ist wichtig, sich alternative Erfolgsfaktoren anzusehen, um ein genaues Bild davon zu bekommen, wie Buffetts Unternehmen tatsächlich läuft.

Die einschneidende Veränderung

Wenn man sich nur das Endergebnis von Berkshire Hathaway ansieht, scheint das die Bestürzung einiger derjenigen zu erklären, die ihre Blicke auf das Unternehmen richten. Berkshire meldete einen Nettogewinn von 4,02 Mrd. US-Dollar für 2018 und diese Zahl lag um satte 91 % unter dem Wert von 2017, was hauptsächlich auf massive Verluste im vierten Quartal zurückzuführen ist.

Betrachtet man jedoch die grundlegende operative Performance der Berkshire-Unternehmen, so ergibt sich ein ganz anderes Bild. Das operative Ergebnis lag 2018 bei 24,78 Mrd. US-Dollar – einschließlich eines enormen Anstiegs von 71 % im vierten Quartal.

Buffett erklärte die Diskrepanz zwischen den beiden Werten. Um den ausgewiesenen Jahresüberschuss zu berechnen, musste Berkshire folgende Operationen durchführen:

  • Das operative Ergebnis in Höhe von 24,78 Mrd. US-Dollar wurde um etwa 3 Mrd. US-Dollar reduziert, um Wertminderungen auf den Unternehmenswert zu berücksichtigen, die hauptsächlich mit der Beteiligung von Berkshire an Kraft Heinz (WKN:A14TU4) zusammenhängen.
  • Hinzu kommen realisierte Kapitalgewinne aus dem Verkauf verschiedener Wertpapiere in Höhe von 2,8 Mrd. US-Dollar.
  • Nimmt man 20,6 Mrd. US-Dollar an Verlusten heraus, die den reduzierten Betrag an nicht realisierten Kapitalgewinnen im Anlageportfolio von Berkshire darstellen, dann kommt man auf dieses Ergebnis.

Es ist die letzte Zahl, die Buffett besonders problematisch findet. Das Orakel von Omaha erläuterte die neue Rechnungslegungsvorschrift, die Berkshire verpflichtet, seine Wertpapiere vierteljährlich zu bewerten, wobei sich die Marktwertänderungen alle drei Monate im Ergebnis niederschlagen. Das widerspricht der langfristigen Ausrichtung der Anlagestrategie von Buffett und zwingt Berkshire, die volatilen Höhen und Tiefen viermal im Jahr in seine Investitionen einzubeziehen – was der Berkshire-CEO als „wilde und launische Schwankungen in unserem GAAP-Ergebnis“ bezeichnete.

Noch offener äußerte sich Buffett über die Bilanzierungsänderung im Aktionärsbrief des Vorjahres:

„Ich muss Ihnen zunächst von einer neuen Rechnungslegungsregel erzählen …, durch die die Quartals- und Jahresberichte in Zukunft im Hinblick auf die Nettoeinnahmenzahlen von Berkshire stark verzerrt und die Kommentatoren und Investoren sicher oft irregeführt werden … Da die neue Regel hinsichtlich nicht realisierter Gewinne die Verzerrung durch die bestehenden Regeln für realisierte Gewinne verschärft, werden wir uns jedes Quartal bemühen, Ihnen die Anpassungen zu erklären, die notwendig sind, um unsere Zahlen zu verstehen. Aber die im Fernsehen übertragenen Kommentare zur Verkündung der Ergebnisse erfolgen oft sofort nach Erhalt und die Schlagzeilen der Zeitungen konzentrieren sich fast immer auf die Veränderung des GAAP-Jahresüberschusses gegenüber dem Vorjahr. Folglich heben Medienberichte manchmal Zahlen hervor, die viele Leser oder Zuschauer unnötig erschrecken oder entmutigen.“

Was die Investoren aufgrund der Rechnungslegungsvorschrift tun müssen

Nachdem die neuen Regeln nun ein Jahr gelten, kann Buffett auf empirische Beweise verweisen, die seine Behauptungen belegen. Im ersten Quartal 2018 verzeichnete Berkshire angesichts der Schwäche der Börse einen GAAP-Verlust von 1,1 Mrd. US-Dollar. Die daraus resultierende Marktbelebung half Berkshire, im zweiten Quartal einen Gewinn von 12 Mrd. US-Dollar und im dritten Quartal von 18,5 Mrd. US-Dollar zu erzielen. Dann führte der vernichtende Schlag, den die Aktien im vierten Quartal erlitten, zu einem Verlust von 25,4 Mrd. US-Dollar.

Buffett sieht kein Ende der Ergebnisvolatilität, aber er hat eine Lösung: die Konzentration auf das operative Ergebnis. Diese Zahlen unterstreichen die Stärke der Unternehmen, aus denen sich Berkshire Hathaway zusammensetzt, und sie sind weniger anfällig für die Buchhaltungstricks, die jetzt bei den gemeldeten Gewinnzahlen verlangt werden. Auch wenn Buffett erwartet, dass die Investitionstätigkeit einen langfristig bedeutend positiven Einfluss auf die Gesamtperformance von Berkshire haben wird, wird sich das erst über viele Jahre hinweg zeigen – und die vierteljährliche Veränderung dieser Zahlen ist bedeutungslos.

Für viele werden die Zahlen, die Berkshires massiven Ertragsrückgang aufgrund der Marktbewegungen zeigen, die einzigen Kennzahlen aus dem Bericht des Versicherungsriesen sein, die sie wahrnehmen. Aber wenn man Warren Buffetts Warnungen über den zweifelhaften Wert der neuen Rechnungslegungsvorschriften hört, hat man ein besseres Gefühl dafür, wie Berkshire Hathaway tatsächlich funktioniert.

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Dieser Artikel wurde von Dan Caplinger auf Englisch verfasst und am 27.02.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.

The Motley Fool besitzt Aktien von Berkshire Hathaway (B-Aktien) und empfiehlt diese. The Motley Fool besitzt eine Shortposition auf Kraft Heinz.

Motley Fool Deutschland 2019