Wenn die Wasserstoffwirtschaft Realität werden soll, dann brauchen wir zuerst sauberen Strom, dann Elektrolyse- und Speicherkapazitäten für grünen Wasserstoff und als drittes Brennstoffzellen. Ich denke, dass man auch in dieser Reihenfolge sein Wasserstoffportfolio aufbauen sollte.

Nun ist es aber so, dass scheinbar der zweite Schritt vor dem ersten gemacht wird. Noch bevor der Ausbau von Wind und Solar beschleunigt wird, erreicht die beliebte Aktie von NEL (WKN: A0B733) immer neue Höhen. Dabei steht der Markt noch ganz am Anfang und Wettbewerb intensiviert sich. Hier sind einige der schärfsten Konkurrenten der Norweger.

Worum es bei NEL jetzt geht

Dass über die nächsten Dekaden viele Milliarden in den Aufbau von Anlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff fließen werden, steht mittlerweile wohl außer Frage. In den letzten drei Jahren hat sich einiges bewegt. Spezialisierte Labore intensivieren ihre Forschungsanstrengungen, Regierungen fördern den Übergang zu Massenfertigung von Komponenten, und zahlreiche Großkonzerne in Amerika, Asien und Europa haben sich verpflichtet, sich für den konzertierten Aufbau entsprechender Infrastruktur zu engagieren.

Aber weil sich nun so lukrative Perspektiven eröffnen, drängen natürlich auch viele Unternehmen in den Markt und NEL-Aktionäre rechnen offenbar damit, dass ihr Unternehmen den Löwenanteil davon erobern kann. Beim aktuellen Kurs von 1,16 Euro (Stand: 14.02.2020) beträgt die Marktkapitalisierung rund 1,5 Mrd. Euro, bei Umsätzen im Bereich von 55 Mio. Euro und operativen Verlusten selbst auf EBITDA-Basis.

Zum Vergleich: Der Windturbinenhersteller Nordex (WKN: A0D655) macht über 3 Mrd. Euro Umsatz, verfügt ebenfalls über ein vielversprechendes Auftragsbuch, ist operativ profitabel und trotzdem liegt die Marktkapitalisierung mit 1,3 Mrd. Euro ein gutes Stück darunter. NEL muss also nicht nur viel schneller wachsen, sondern dabei auch mittelfristig gute Margen erwirtschaften. Entscheidend dafür ist, dass die folgenden Wettbewerber ihm nicht die Butter vom Brot nehmen.

Wer mit NEL um die zukünftigen Investitionsmilliarden kämpft

Sunfire
Das von Dresden aus operierende Unternehmen hat bereits frühzeitig auf die Bildung von Partnerschaften gesetzt und operiert heute ein weitläufiges Ökosystem rund um die Wasserstoffwirtschaft. Im Mittelpunkt stehen die Festoxid-Brennstoffzellen und die Dampf-Elektrolyse, die unter günstigen Einsatzbedingungen überlegene 80 % Wirkungsgrad verspricht. Daneben hat Sunfire auch fortschrittliche Systeme entwickelt, die in beide Richtungen arbeiten können.

Außerdem beherrscht Sunfire den Power-to-Liquids-Prozess zur Erzeugung grüner Kraftstoffe. Zusammen mit Total (WKN: 850727) wird derzeit eine Anlage zur Produktion von grünem Methanol hochgefahren, wobei ein leistungsfähiger Hochtemperatur-Elektrolyseur zum Einsatz kommt.

Cummins
Der führende unabhängige Hersteller von großen Dieselmotoren verfolgt seit einiger Zeit eine Diversifizierungsstrategie. Im Fokus stehen dabei Wasserstoff und die Elektromobilität. Mit der Übernahme von Hydrogenics im vergangenen Jahr schlüpfte einer der langjährigen großen Rivalen von NEL unter das Konzerndach. Cummins (WKN: 853121) deckt damit ein großes Technologiespektrum ab, von der Elektrolyse bis zur Brennstoffzelle.

Als Minderheitsaktionär bleibt Air Liquide (WKN: 850133) an Bord. Der Industriegasekonzern hatte Hydrogenics im Vorfeld der Übernahme mit der Lieferung einer 20 Megawatt starken Großanlage beauftragt. Dank dieser kapitalkräftigen Rückendeckung soll nun die Industrialisierung beschleunigt werden.

McPhy
Der französische Rivale McPhy (WKN: A1XFA8) ist vom Produktportfolio her ähnlich aufgestellt wie NEL: Speicher, Tankstellen und Elektrolyseanlagen. Dabei werden ebenfalls Lösungen im industriellen Maßstab angeboten. Der 2018 vorgestellte „Augmented McLyzer“ peilt Kapazitäten bis 100 Megawatt an. Fast gleichzeitig ist der Kernenergie-Konzern EDF (WKN: A0HG6A) eine Beteiligung von 22 % samt strategischer Partnerschaft eingegangen.

Im Januar meldete McPhy, dass sie als Teil eines Konsortiums mit der Lieferung einer 20-Megawatt-Anlage in den Niederlanden beauftragt wurde. Dabei geht es darum, Grünstrom für die verbrauchsnahe Herstellung von Methanol zu nutzen.

Toshiba
Das japanische Technologiekonglomerat engagiert sich recht umfassend für die Realisierung der Wasserstoffwirtschaft. Wie so oft bei japanischen Unternehmen steht der Heimatmarkt zunächst im Fokus. Da das Land allerdings zu den stärksten Förderern des Themas gehört, könnte es Toshiba (WKN: 853676) gelingen, über die kommenden Jahre den Sprung in die Großserie zu schaffen.

Zuletzt wurde im Januar gemeldet, dass die Sparte für Energiesysteme eine H2One™ Station Unit an eine Regierungsstelle in Toyama geliefert hat. Dabei handelt es sich um eine integrierte Lösung in Containerform, die täglich Wasserstoff für acht Fahrzeuge produzieren kann.

Siemens
Auch die Konkurrenz aus München arbeitet an solchen Lösungen und denkt dabei in großen Kategorien. Im November wurde Siemens mit der Lieferung einer 2,2-Megawatt-Anlage an Salzgitter (WKN: 620200) beauftragt, um dessen Stahlerzeugung grüner zu machen. Aktuell geht es darum, mit den PEM-Elektrolyseuren in den Bereich von 100 Megawatt vorzustoßen und bis 2030 sollen Gigawatt-Anlagen in Angriff genommen werden.

ITM Power
Die Aktie dieses britischen Elektrolyse-Spezialisten entwickelte sich zuletzt ähnlich spektakulär wie diejenige von NEL und im Oktober wurde gemeldet, dass Linde (WKN: A2DSYC) in ITM Power (WKN: A0B57L) investiert hat und beide ein Projektentwicklungs-Joint-Venture gründen. Dieser zusätzliche Rückenwind sollte es ITM ermöglichen, die nächste Entwicklungsstufe zu erklimmen.

Über die modulare Architektur der PEM-Systeme deckt das Unternehmen einen Kapazitätsbereich von 600 Kilowatt bis über 100 Megawatt ab. Tankstellen werden gemeinsam mit Linde integriert und vermarktet. Zudem entwickelt ITM Konzepte für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete.

Was Anleger dabei verstehen müssen

Wenn die von NEL adressierten Märkte mittelfristig geradezu explodieren, dann muss es die Norweger nicht unbedingt beunruhigen, dass auch eine Reihe von Rivalen ähnlich gut aufgestellt ist, um davon zu profitieren. Denn wenn irgendwann eine Größenordnung von zig Milliarden Euro erreicht wird, dann ist grundsätzlich genug für alle da. Wichtig ist nur, dass NELs Marktanteil ausreichend groß bleibt, um auf die Milliardenumsätze zu kommen, die das aktuelle Kursniveau erfordert. Leicht wird das nicht, denn die Liste ist längst nicht vollständig.

Dazu muss man wissen, dass NEL zwar bei der Industrialisierung seiner Fertigung einerseits weiter ist als die meisten Wettbewerber. Andererseits hat sie noch nicht den starken Partner wie etwa Hydrogenics mit Cummins oder McPhy mit EDF. Wenn NEL da mithalten will, müssen vermutlich weitere Eigenkapitalerhöhungen her. Die Alternative bestünde darin, ebenfalls den Einstieg eines strategischen Investors zuzulassen.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020