Die Coronakrise lastet auf den Aktienkursen an der Wiener Börse. Der österreichische Leitindex ATX hat laut Wiener Börse heuer aufgrund seiner zyklischen Zusammensetzung stärker als andere Nationalindizes gelitten. Analysten seien überzeugt, dass sich dies in Phasen des Konjunkturaufschwungs in einen Vorteil wandelt. Im November sei auf die Impfstoffnews eine Rekord-Rallye gefolgt, die die Verluste des ersten Quartals teilweise wettmachte. Die Handelsumsätze stiegen kräftig.

Den November-Anstieg betrug plus 24 Prozent. Inklusive Dividenden lag der ATX (TR) per 15. Dezember bei minus 13,43 Prozent (5.303,93 Punkte), wie die Wiener Börse am Donnerstag in einer Aussendung mitteilte. Exklusive Dividenden betrug der Einbruch minus 15,35 Prozent (2.697,87 Punkte). Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus hätten für hohe Volatilitäten an den Börsen gesorgt.

Der ATX TR ist ein Performanceindex, bei dem die Dividendenausschüttungen miteinberechnet werden, während der ATX die reine Kursentwicklung ohne Dividenden widerspiegelt. Die Zusammensetzung der beiden Indizes ist identisch. International sind Kursindizes tendenziell häufiger anzutreffen als Performanceindizes. Der deutsche DAX ist beispielsweise ein Performanceindex, während der Dow Jones oder der Euro-Stoxx-50 Kursindizes sind.

Mit einem Kursanstieg von 119,93 Prozent seit Jahresbeginn war Semperit AG der größte Kursgewinner im prime market. Dahinter folgten der Verbund (39,58 Prozent), Mayr-Melnhof Karton (34,11 Prozent), Marinomed Biotech (20 Prozent) und die voestalpine (15,53 Prozent). Die Marktkapitalisierung der an der Wiener Börse notierten Unternehmen lag per 15. Dezember bei 104,71 Mrd. Euro.

Die Aktienumsätze am Wiener Markt betrugen per 15. Dezember 66,43 Mrd. Euro, das war ein Plus von 10,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Neben den Marktschwankungen kamen erhebliche Umsatzbeiträge von neuen strategischen Initiativen. Der Handel an vier österreichischen Feiertagen brachte einen Zusatzumsatz von 820 Mio. Euro. Im kommenden Jahr kann an fünf österreichischen Feiertagen gehandelt werden.

Die meistgehandelten österreichischen Aktien waren jene der Erste Group (11,56 Mrd. Euro), gefolgt von OMV (8,98 Mrd. Euro), Raiffeisen Bank International (5,27 Mrd. Euro) und voestalpine (5,25 Mrd. Euro) und Andritz (4,91 Mrd. Euro).

Der Wiener Börse sei es heuer trotz eines herausfordernden Umfeldes gelungen, eine Vielzahl an Initiativen umzusetzen, betonte Börsechef Christoph Boschan. Das Datengeschäft sei ausgebaut worden, zudem habe man von einer starken Wertpapierverwahrung in Prag profitiert. Die IT-Partnerschaft mit den Börsen Laibach und Zagreb wurde verlängert. "Kommendes Jahr feiern wir den 250-jährigen Geburtstag der Wiener Börse. In unserem Jubiläumsjahr werden wir unsere strategischen Initiativen konsequent weiter verfolgen und dafür sorgen, dass der heimische Handelsplatz weiterhin die ihm zustehende internationale Aufmerksamkeit erhält" so Boschan.

Die Börsenplätze Wien und Prag werden nun unter dem Mantel der Wiener Börse AG betrieben. Der Aktienumsatz der Gruppe belief sich zum 15. Dezember auf 75,59 Mrd. Euro (plus 11 Prozent), die Marktkapitalisierung beider Marktplätze belief auf 125,02 Mrd. Euro.

An der Wiener Börse debütierten heuer aktienseitig fünf Neuzugänge im Einstiegssegment direct market (plus): Aventa, Biogena Group Invest, SunMirror, Creactives Group S.p.A. und CAG International. Bei Anleihen-Listings steuert die Wiener Börse auf ein weiteres Rekordjahr zu. 3.000 neue Bonds machten Wien zum schnellst wachsenden Börsenplatz für Anleihe-Emittenten in Europa.

itz/bel

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