Ein Kunde von Wien Energie hat nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Österreich (OTS) - Die Heizperiode ist vorbei, doch vielen Wienern wird weiterhin „Heizwärme“ in Rechnung gestellt. Die in Wien noch häufig verwendeten Verdunstungsröhrchen an den Heizkörpern können nicht zwischen einem warmen Tag und einem warmen Heizkörper unterscheiden. Zum Ausgleich der sogenannten Kaltverdunstung lässt Wien Energie die Röhrchen zwar über die Nulllinie hinaus befüllen, aber diese Überfüllung reicht nur für rund 100 Tage, obwohl es in Wien laut Daten der ZAMG durchschnittlich 188 heizfreie Tage pro Jahr gibt. Deswegen hat der Energie-Blogger Mario Sedlak heute eine Sachverhaltsdarstellung wegen Betrug bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.

„Pro Jahr macht das bei mir rund 40 € aus, für die ich keinerlei Gegenleistung erhalte“, hat der Mathematiker errechnet. Heuer kann es sogar etwas mehr sein, weil coronabedingt im Vorjahr die Röhrchen nicht getauscht wurden. Beim Tausch wird üblicherweise abgerundet – das fiel im Vorjahr weg und kann bei tausenden Wienern für eine unerwartete Nachzahlungsaufforderung sorgen, wenn die Abrechnung eintrudelt.

Sedlak versteht nicht, wie es möglich ist, dass eine eigentlich seriöse Firma einfach zu wenig Messflüssigkeit einfüllen lässt. „Das ist wie wenn ein Taxifahrer seinen Taxameter umprogrammiert“, vergleicht er. Durch die zu geringe Befüllung werden mehr Teilstriche abgelesen – selbst bei nie aufgedrehten Heizkörpern! –, was einer verdeckten zusätzlichen Grundgebühr entspricht. Damit wird die amtliche Preisregelung durch Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, welche eine Höchstgrenze für die Grundgebühr vorschreibt, umgangen.

Dass im Gegenzug der Preis pro Teilstrich sinkt, gleicht den Missstand nicht aus. „Ein Taxifahrer darf auch nicht eigenmächtig die Grundgebühr erhöhen und dafür den Kilometerpreis senken“, veranschaulicht der Blogger. Den sparsamen Heizern wird nicht erbrachte Leistung verrechnet. „Das kann sich nur ein Fernwärmelieferant erlauben“, vermutet Sedlak.

Grundsätzlich ist Sedlak mit der Fernwärme zufrieden. Er akzeptiert auch die Kaltverdunstung während der Heizperiode, denn da wurde ja Wärme geliefert – wenn nicht durch den Heizkörper, dann durch ungedämmte Rohre oder von Nachbarwohnungen. „Aber es nutzt niemandem was, wenn immer mehr Leute die Fernwärme kündigen, weil die Rechnung ständig steigt, obwohl die Heizkörper kaum aufgedreht werden“, gibt er zu bedenken.

Weitere Informationen über das Thema finden Sie auf www.sedl.at/Fernwaerme/Abrechnung und den dort verlinkten weiteren Seiten.

Über Mario Sedlak:

Mario Sedlak befasst sich seit über 15 Jahren mit Energiethemen. Auf seinem Blog www.sedl.at hat er Informationen über Fernwärme aus Konsumentensicht zusammengestellt, was in der Form einzigartig in Österreich ist. Er ist 45 Jahre alt, freiberuflich tätig und lebt in Wien-Donaustadt.