Nach Erklärungen des BALLSPORTBIBEL Teams könnte das frische Geld von Windhorst Hertha vor allem dabei helfen, in die Riege der Top-Klubs der Bundesliga aufzusteigen. Von anderen wird das Investment dagegen aktuell kritisch betrachtet. Die Befürchtungen sind nicht unberechtigt, immerhin gibt der Verein beinahe die Hälfte seiner Anteile ab. Kann der Haupt-Stadtklub also wirklich noch Herr über sein Tun und Handeln sein?

50+1 Regel bleibt unberührt

Wird nur die hohe Zahl der gekauften Anteile betrachtet, liegt natürlich die Vermutung nahe, dass Hertha sein Tafelsilber abgegeben hat. Beim Blick auf die Details zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Demnach wird durch das Investment von Windhorst nicht die 50+1-Regel des DFL berührt. Der Stammverein hat damit natürlich auch weiterhin die Stimmen-Mehrheit. Die Anteile stammen immerhin alle aus der Kommanditgesellschaft.

Die Hertha Lizenzspieler-Abteilung ist als GmbH und Co. Kommanditgesellschaft auf Aktienbasis aufgebaut. Alle Anteile, die Windhorst nun an dem Klub gekauft hat, stammen ausschließlich aus der Kommanditgesellschaft. Bei dieser handelt es sich aber nur um eine Untergesellschaft der GmbH.

Durch diese Gestaltung des Deals befinden sich die 50+1 Anteile weiterhin in den Händen der GmbH. Für Windhorst kann sich das Investment trotzdem lohnen. Wenn es Hertha gelingt, seine sportlichen Erfolge zu verbessern, sodass mehr Zuschauer in die Stadien kommen oder der Klub häufiger bei internationalen Spielen aufläuft, steigt auch der Wert des Vereins. Davon würde wiederum Windhorst profitieren. Aktuell liegt der geschätzte Wert von Hertha bei 500 Millionen Euro.

Deal bei Hertha nicht einmalig

Entgegen der allgemeinen Vermutung ist in der Bundesliga ein solcher Deal wie bei Hertha nicht einmalig. Eine ähnliche Entwicklung gab es bei Dortmund. Hier sind mittlerweile insgesamt 94,47 Prozent aller Anteile, die zu einer Untergesellschaft gehören, in der Investoren-Hand oder unterliegen dem Streubesitz. Der BVB selbst ist aber alleiniger Besitzer der GmbH, die der Geschäftsführung dient.

Für Hertha könnte Windhorst zumindest in der Theorie nicht der einzige Investor dieser Größenordnung bleiben. Demnach hat der Klub auch weiterhin die Möglichkeit, insgesamt 50,1 Prozent seiner Anteile der Kommanditgesellschaft zu verkaufen, wobei diese sowohl an einen gehen als auch auf mehrere Investoren aufgeteilt werden können. Derzeit steht das nach Angaben des Klubs aber nicht zur Debatte. Ingo Schiller, Finanz-Boss bei Hertha, erklärte mit Blick auf den Verkauf von 49,9 Prozent der Anteile, dass sich der Verein bewusst dazu entschlossen hätte, die Marke von 50 Prozent nicht zu übersteigen.

Windhorst gilt im Allgemeinen als umstrittener Investor. Dabei wird er nach seinem Einstieg bei dem Klub vor allem Löcher stopfen. Mittlerweile scheint jedoch klar zu sein, dass auch diese Investition Hertha BSC keinesfalls in die Sphären bringen kann, in denen sich aktuell Real Madrid und der FC Bayern München bewegen. Die letzte Bilanz des Klubs offenbarte immerhin in erster Linie tiefe Löcher.