Der Dax muss sich in der neuen Woche an seinem nach oben geschraubten Rekordhoch messen lassen. Börsianer blicken gespannt darauf, ob der deutsche Leitindex die am Mittwoch erreichten 13 640 Punkte in den Schatten stellen kann. Charttechnisch betrachtet glauben die Experten von Index-Radar, dass eine Richtungsentscheidung bald fallen dürfte. Wichtige Stellschrauben dafür dürften in den kommenden Tagen die Entwicklung beim Coronavirus in China und der Verlauf der Berichtssaison in den USA werden.

Wie Andreas Büchler von Index-Radar näher ausführte, habe sich in der Vorwoche das schon länger bekannte Bild gezeigt, dass der Dax beim Erreichen eines Hochs abverkauft werde. Immer wieder wird dabei von Börsianern auf anspruchsvoll gewordene Aktienbewertungen aufmerksam gemacht. Beruhigend empfindet der Charttechniker aber die Beobachtung, dass Marktteilnehmer schon kleinere Rückschläge wieder für Nachkäufe nutzten. "Solange dieser Effekt anhält, bleibt die kurzfristige Prognose positiv", kommentierte der Experte. Als Argument für Aktien gilt immer wieder der Mangel an rentablen Anlagealternativen oder die Sorge davor, den losfahrenden Zug zu verpassen.

Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sehen den Dax durchaus anfällig für weitere Rückschläge - möglicherweise ausgelöst von den Sorgen um den Coronavirus in China, wo nun das traditionelle Neujahrsfest gefeiert wird. Unzählige Chinesen sind auf Reisen und so könnte das Risiko einer Pandemie und den hiermit verbunden negativen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft steigen. Die Börse in Shanghai spielt dabei aber als Indikator vorerst keine Rolle mehr: der Handel pausiert dort bis inklusive Donnerstag.

Das zweite wichtige Wochenthema sehen Börsianer in der US-Berichtssaison und der davon abhängigen Entwicklung an den tonangebenden New Yorker Börsen. Laut der LBBW ist hier in der kommenden Woche "High Noon" angesagt. "Insgesamt 143 Mitglieder des S&P 500 werden ihre Zahlen veröffentlichen - so viele wie in keiner Woche davor oder danach", betonten die Experten. Darunter sind große Tech-Player wie Apple am Dienstag, Facebook und Microsoft am Mittwoch sowie Amazon am Donnerstag (alle nach Börsenschluss in den USA).

Ein besonderes Augenmerk dürfte zur Wochenmitte aber auch auf den Boeing-Zahlen wegen der Krise mit dem 737 Max liegen. Außerdem steht dann der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) auf dem Plan. Mit einer weiteren Lockerung wird am Markt nicht gerechnet. "Die Fed dürfte sich von ihrer aktuellen Gelassenheit nicht abbringen lassen", heißt es hier von Seiten der Landesbank BayernLB. Wichtig für die Fed werden am Donnerstag neue US-BIP-Zahlen zum vierten Quartal.

Aber auch hierzulande hat die Agenda einiges zu bieten. Am Montag macht das Ifo-Geschäftsklima für Januar den Auftakt. Nach Ansicht des Deka-Bank-Chefvolkswirts Ulrich Kater wird dieses voraussichtlich eine weitere Erholung anzeigen. Im Wochenverlauf gewähren auch einige deutsche Unternehmen Einblick in ihre Bücher, darunter die Softwarekonzerne SAP und Software AG am Dienstag und Mittwoch. Die Deutsche Bank folgt am Donnerstag mit ihren Jahreszahlen.

In der Nacht zum Samstag folgt der Stichtag für den Brexit: Ab Mitternacht wird Großbritannien dann kein Mitglied der Europäischen Union mehr sein. Für den Deka-Experten Kater beginnt damit ein neues Kapitel britischer und europäischer Geschichte. Laut der BayernLB läutet der Austritt eine Übergangsphase ein, in der bis zum Jahresende ein Nachfolgeabkommen verhandelt werden muss. Falle dieses nur sehr rudimentär aus, drohten spürbare Handelshemmnisse./tih/la/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0222 2020-01-24/16:09

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