Börse Express: Sie wurden kürzlich vom CEO von ZTE Austria zum „President for Central Eastern Europe“ des chinesischen Telekommunikationsdienstleisters ZTE befördert und sind damit der erste Manager, der nicht aus China stammt und auf diesem Level bei ZTE tätig ist. Was bedeutet dies für Ihre Karriere und welche Verantwortung bzw. welche Aufgaben sind mit diesem Aufstieg verbunden?

Christian Woschitz (CW): Ich freue mich sehr über den Vertrauensbeweis und sehe die Beförderung auch als Bestätigung für die Arbeit der letzten Jahre von meinem Team und mir. Als President for CEE bin ich nun für 19 anstatt für fünf Länder zuständig, ein Markt mit rund 110 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Durch meine neue Position habe ich die Geschäftsverantwortung für die Bereiche Infrastruktur und Endgeräte. Eine zentrale Aufgabe wird sein, die technologischen Innovationen des Mutterkonzerns an den europäischen Markt anzupassen. Wir wollen als sicherer und verlässlicher Innovationspartner maßgeblich dazu beitragen, das Digitalisierungsrennen in der CEE-Region entscheidend mitzugestalten.

Laut Ihren Aussagen hat ZTE seine europäische Erfolgstory in Österreich gestartet. Wie und wann kam es eigentlich dazu, warum hat man dazu gerade Österreich auserwählt und welche Bedeutung kommt dem österreichischen Standort heute und in Zukunft zu, auch in Sachen Wertschöpfung?

CW: Wir sind seit 2009 mit einem eigenen Standort und rund 80 Mitarbeitern in Österreich vertreten. Wien fungiert dabei als Drehscheibe für mehr als 20 Mobilfunkbetreiber in der Region rund um Netzwerkinfrastruktur und Endgeräte wie Smartphones und Router. Mit meiner Ernennung als Österreicher zum „President for Central Eastern Europe“ gewinnt der Standort weiter an internationaler Bedeutung. Auch wenn der österreichische Markt global gesehen nicht der größte ist, ist er für uns dennoch ein wichtiger und qualitativ sehr hochwertiger. Durch meine neue Position wird die Bedeutung der österreichischen Niederlassung von ZTE innerhalb des Unternehmens noch einmal gestärkt. Wir wollen mit unserem strategischen Vorgehen eine Vorbild-Wirkung für ZTE in ganz Europa haben.

ZTE baute in über 160 Ländern der Welt Netze auf und gilt als Pionier im Bereich der 5G-Technologie, Sie gelten als Experte auf diesem Gebiet. Worin liegt die Bedeutung der 5G-Technologie für die Digitalisierung? Wie weit ist der 5G-Ausbau in Österreich gediehen, auch im internationalen Vergleich gesehen und wie stellt sich die Zukunft von 5G in Österreich dar? 

CW: Der Ausbau des Mobilfunkstandards und neue 5G-Endgeräte bringen die Smartphone-Nutzung auf ein nie dagewesenes Niveau. In puncto Download-Geschwindigkeit und Datenraten werden auch unterwegs Ergebnisse erreicht, die es bisher nicht einmal in den eigenen vier Wänden gab. Mit 5G ist es möglich, 10-mal mehr Daten zu übertragen als mit LTE (4G) und das noch dazu 100-mal schneller. Zudem können wesentlich mehr Geräte gleichzeitig ein Netz nutzen – theoretisch bis zu einer Million. 4G schafft im Vergleich dazu nur etwa 200 Geräte. Außerdem werden andere Technologien wie 4G oder WLAN entlastet. Die 5G-Technologie bietet ausreichend Kapazität, um die stetig steigenden Datenmengen in den Netzen zu bewältigen und Ausfallzeiten stark zu reduzieren.Während andere Länder mit dem 5G-Ausbau schon weit vorangeschritten sind, so hat Österreich definitiv noch Aufholbedarf. Österreich kann im internationalen Wettbewerb nur dann erfolgreich sein, wenn neue Schlüsseltechnologien und die damit verbundenen Anwendungen und Dienste möglichst allen Menschen zur Verfügung stehen und diese an der Digitalisierung aktiv teilhaben können – dies betrifft derzeit vor allem den ländlichen Raum. Eine leistungsstarke digitale Infrastruktur wird künftig immer entscheidender, um gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse aufrechtzuhalten, besonders in Zeiten von Social-Distancing, Home-Schooling und Remote-Work.

Wohin bewegt sich die Welt in Sachen Technologie, wie sieht z.B. das Smartphone bzw. die Kommunikation der Zukunft aus? Gibt es von ZTE Studien zum Thema "Zukunftstechnologie"?

CW: Sowohl berufliche wie private Kommunikation verlagert sich immer stärker in den digitalen Bereich. Diese verstärkte Nachfrage an digitale Kommunikationsmittel wird auch die Innovation in diesem Bereich antreiben. Unsere Devices werden künftig leistungsstärker, kleiner, aber vor allem wird sich die Interkonnektivität erhöhen – wir werden wohl bald kleine Headsets tragen, die unsere Smart Phones ersetzen, die mit allerhand Dingen und Sensoren in unserem Umfeld verbunden sein werden und unsere Realität (Stichwort virtual reality und augmented reality) ergänzen. Big Data, Machine learning und Artificial intelligence werden die Grenzen von Applikationen und Services deutlich erweitern.

Sehr geehrter Herr Woschitz, vielen Dank für das Gespräch.