Auf der anderen Seite haben die Aktienbörsen weltweit seit Jahresbeginn ordentlich zulegen können und notieren noch immer teils deutlich im Plus. Der Grund hierfür: Die Politik der Notenbanken. Denn relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit haben die Zentralbanken weltweit eine 180-Grad-Wende eingelegt. Weitere Zinssenkungen und noch mehr Anleihen-Käufe stehen nun auf dem Programm. Sprich: Es wird noch mehr Liquidität in die Märkte gepumpt und die Zinsen sinken noch weiter. Anleger werden also noch stärker von Zinsanlagen in Richtung Sachwerte, also Immobilien und vor allem Aktien, gelenkt. Denn diese versprechen überhaupt noch einen Ertrag.

Während also Zölle und protektionistische Maßnahmen zu einem gedämpften wirtschaftlichen Ausblick und fallenden Aktienkursen führen, bewirken sinkende Zinsen genau das Gegenteil und sorgen für Optimismus. Wer sitzt also am längeren Hebel? Unseres Erachtens sind dies aus zwei Gründen die Zentralbanken. Zum einen verfügen sie über unbegrenzte Liquidität und zum anderen über unbegrenzte Zeit. Donald Trump hingegen will wiedergewählt werden und benötigt hierzu eine starke Wirtschaft mit festen Aktienmärkten. Aber auch die chinesische Regierung benötigt ein gutes Wirtschaftswachstum und steht durch die Zölle bereits ordentlich unter Druck. Beide Seiten sollten daher in den kommenden Monaten an einer gesichtswahrenden Einigung interessiert sein.

Bis dahin müssen sich Anleger auf sinkende Leitzinsen einstellen. In den USA wird bis Jahresende der Leitzins bei 1,25% erwartet, 0,75% niedriger als heute und deutlich niedriger als vor einem Jahr erwartet. In Europa und Deutschland wird man von solchen Zinssätzen auch in den kommenden Jahren nur träumen können. Bei 10-jährigen Bundesanleihen erhält Deutschland aktuell etwa 0,5% pro Jahr, der Anleger macht also 5% Verlust. Und das garantiert! Selbst 30-jährige deutsche Staatspapiere rentieren im negativen Bereich. Diese Sorgen hat der Privatanleger derzeit nicht. Noch nicht. Denn Banken stehen durch diese Entwicklung massiv unter Druck. Früher oder später werden die Negativzinsen weitergereicht werden und spätestens dann wird auch hier aus null Zins ein sicherer Verlust.

Sachwerte hingegen versprechen weiter Erträge. Während jedoch Immobilienpreise bereits erheblich zugelegt haben und die Mietrendite gesunken ist, notieren Aktien noch unter ihren Höchstkursen und weisen eine faire Bewertung auf. So erzielen beispielsweise die 50 größten Aktien der Eurozone aus dem Eurostoxx50-Index Gewinne in Höhe von etwa 200 Mrd. Euro im laufenden Jahr, was einer Gewinnrendite von etwa 7% entspricht. Etwa die Hälfte hiervon fließt als Dividenden an die Aktionäre. Circa 105 Mrd. € oder 3,6%. Kein Wunder also, dass die Aktienmärkte heuer unterm Strich gestiegen sind und viele ausländische Großanleger beherzt zugegriffen haben.

Es trifft also weiterhin eine enorme Liquidität auf extrem niedrige Zinsniveaus und fair bewertete Aktienmärkte. Auch wenn uns Trump und seine Zölle noch einige Zeit begleiten und die Märkte damit volatil bleiben sollten, sind Europäische Standardwerte in den letzten 4 Jahren kaum gestiegen und werden aktuell unterhalb des langfristigen Mittels bewertet. Daher bleiben wir insgesamt bei unserer Einschätzung und sehen besonders europäische Aktien positiv.