Finanzmarkt-Regel Nr. 1: It‘s the Zins, stupid!

Das Großereignis an den Finanzmärkten seit Jahresbeginn ist der sehr deutliche Zinsanstieg bei den Staatsanleihen: Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds schoss von 0,6 auf 1,6 Prozent, die Rendite der 30-jährigen kletterte von 1,0 auf 2,5 Prozent. Auch die Rendite deutscher Anleihen zog an. Sie halten das nicht für viel? Mag sein, dass Anleihen weiter niedrig verzinst sind. Doch für die Finanzmärkte ist der Anstieg wie ein Erdbeben, der die Kontinentalplatten der Anlageklassen gegeneinander treibt. Der Grund: Die Zinsen für als sicher erachtetes Geld sind DER zentrale Faktor für die Bewertung aller Anlageklassen – sprich von Aktien, Bonds, Immobilien, Rohstoffen, Gold und Cash.

Finanzmarkt-Regel Nr. 2: Jede Anlageklasse ist betroffen.

Diesen Zusammenhang konnte man im Februar und März besonderes gut beobachten. Keine Anlageklasse blieb verschont: Als erstes büßten natürlich die Anleihen an Wert ein. Je länger die Laufzeit, desto größer die Kursverluste: Der 30-jährige US-Bond gab seit Jahresanfang gut zehn Prozent ab. Seit dem Hoch vor einem Jahr sind es sogar 20 Prozent – von wegen „sicher“! Es folgten viele Rohstoffe, die spätestens im März unter Druck kamen. Auch Gold gehörte dazu. Schließlich arbeitete sich der Zinsanstieg in den Aktienmarkt vor. Vor allem Titel aus der Tech-Branche, die noch eher Geld verbrennen als welches verdienen, gerieten unter Druck: Wasserstoff-, Solar- und Online-Aktien verloren in einem Monat mal eben 50 (!) Prozent an Wert. Aber auch Apple, PayPal andere große Namen gaben zwischen 15 und 30 Prozent ab. Gut erging es eigentlich nur sog. Value-Aktien.

Finanzmarkt-Regel Nr. 3: Cash ist ein Asset im Portfolio.

Gibt es keine Anlageklasse, mit denen Anleger von höheren Zinsen profitieren können? Doch, gibt es: Cash, also das viel geschmähte Geld auf dem Konto oder in kurz laufenden Staatsanleihen. Mit Cash kann man auf zwei Arten profitieren: Zum einen, wenn die Notenbank die Zinsen unter dem Druck des Marktes anheben muss und daher die Verzinsung des Geldes steigt. Das dürfte aber erst mal nicht der Fall sein. Zum anderen, indem Anleger nach einem Einbruch bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen mit ihrem Geld mehr dieser Assets kaufen können. Daher sollte jeder Anleger neben der Liquidität, die er zur Lebensführung benötigt, etwas „Pulver trocken halten“, um solche Gelegenheiten zu nutzen. Sind diese Assets stark im Wert gestiegen, macht es Sinn, einen Teil zu verkaufen und so erneut an frisches Pulver zu kommen.

Finanzmarkt-Regel Nr. 4:

Kaufen oder verkaufen, wenn man eine Übertreibung erkennt! Waren der Ausverkauf bei den Anleihen und der Zinsanstieg nun gerechtfertigt? Wir glauben eher, dass die Anleger mit ihren Zins-Erwartungen etwas übertrieben haben. Angeblich sollen bis 2023 drei Zinserhöhungen der Federal Reserve eingepreist sein – was die Federal Reserve strikt dementiert. Auch ist uns schleierhaft, wie sich die USA diese Zinserhöhungen unter dem steil wachsenden Pandemie-Schuldenberg leisten können sollen. Und wir glauben nicht so recht, dass die Konjunkturbäume nach der größten Rezession der Nachkriegszeit unbegrenzt in den Himmel wachsen. Bei deutlich gestiegener Arbeitslosigkeit und wachsender Zukunftsangst werden die Menschen ihr Geld eher zusammenhalten statt wie wild damit um sich zu werfen.

Fazit:

Wir halten es für gut möglich, dass die Renditen der Staatsanleihen nach dem größten Anstieg seit Jahren in den nächsten Monaten ein gutes Stück sinken werden. Stimmt unsere These, bieten sich sowohl bei Wachstumsaktien (Nasdaq & Co.) und Anleihen als auch bei Gold demnächst attraktive Gelegenheiten zum Kauf oder zur Aufstockung. 

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Aus dem Börse Express-PDF vom 8. April - hier zum kostenlosen Download

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