Seit mehreren Monaten trüben sich die Rahmenbedingungen ein. Das hat zu einigen Anpassungen geführt. Am spürbarsten an den Finanzmärkten, die sich durch deutliche Kursverluste an den Aktienmärkten im vierten Quartal 2018 bemerkbar machten. Aber auch die Erwartungen sind nach unten revidiert worden. Die deutsche Bundesregierung hat etwa ihre Wachstumsprognose für 2019 fast halbiert. Während im vergangenen Herbst noch 1,8 Prozent erwartet wurden, zeigt die aktuelle Prognose mit nur noch einem Prozent eine deutlich pessimistischere Haltung. Eine merkliche Abschwächung in der Eurozone entspricht nun dem Konsens. Ähnliches gilt für die USA, wobei das Wachstumstempo noch etwas höher sein sollte als in der Eurozone. Aber auch dort häufen sich die Zeichen des Abschwungs. Zeichen, die nicht zuletzt dem fortdauernden Handelskonflikt entspringen. Während also die Marktteilnehmer – vom Analysten bis zum Investor – ihre Erwartungen für 2019 nach unten geschraubt haben, wird sich zeigen, wie die Notenbanken damit umgehen.

Die US-Notenbank wartet noch ab
Mit einer Ziel-Bandbreite für den US-Leitzins von aktuell 2,25 bis 2,5 Prozent befindet sich der Zinssatz nach Definition der Notenbank am unteren Rand dessen, was man als den neutralen Leitzins bezeichnet. Wir erwarten, dass die US-Notenbank versuchen wird, die Mitte dieser Bandbreite (2,75 bis 3,0 Prozent) zu erreichen. In Zinsanhebungen gerechnet wären das noch zwei Schritte.

Der Government Shutdown kostete nicht nur kurzfristig Wachstum, er verringerte auch das verfügbare Datenmaterial. Bis sich die Situation wieder normalisiert hat und die veröffentlichten Zahlen wieder die gewohnte Aussagekraft haben, wird es wohl noch ein wenig dauern. Die Notenbank wird jedenfalls abwarten, bis Klarheit über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage herrscht. Wir rechnen daher nicht mit allzu raschen Aktionen der Notenbank, aber doch mit einem bis maximal zwei Zinsschritten 2019.

Europäische Zentralbank zum Stillhalten gezwungen
Wie bereits erwähnt, haben sich die Wolken über der europäischen Wirtschaft verdunkelt. Die Situation am Kfz-Sektor schätzen wir als vorübergehend ??? ein, woraus sich ein gewisser Hoffnungsschimmer für den Rest des Jahres ergibt. Ebenso gehen wir davon aus, dass die geplanten stimulierenden Maßnahmen der chinesischen Regierung dieser schwächeren Nachfrage entgegenwirken. Nichtsdestotrotz gibt die gegenwärtige Lage nur mäßigen Grund zur Euphorie. Vor nicht allzu langer Zeit wurde noch über die Möglichkeit einer Zinsanhebung im zweiten Halbjahr nachgedacht. Konkret würde dies unserer Einschätzung nach eine weniger negative Einlagefazilität zur Folge haben: etwa minus 0,2 Prozent, statt der aktuellen minus 0,4 Prozent. Hier befindet sich die europäische Notenbank jedoch in der Zwickmühle. Einerseits wirken negative Zinsen abschreckend. Denn das Investieren – egal um welchen Preis – ist attraktiver, als Geld für die Bargeldhaltung zu zahlen. Dies wirkt sich natürlich auf die Finanzmärkte aus. Andererseits möchte die EZB nach Möglichkeit wieder Normalität herstellen. Also weg von der Nullmarke, beziehungsweise vom negativen Einlagesatz. Und das sollte noch so geschehen, dass sich die EZB nicht den Vorwurf einhandelt, die Konjunktur deswegen in Gefahr gebracht zu haben. Aufgrund des schwierigen Umfelds rechnen wir damit, dass in diesem Jahr die Zinsschraube bestenfalls geringfügig bewegt wird.

Aus dem Gutmann Investment Mail